Gemäßigter Caravaggio

Er ist zwar durch Altarbilder in München präsent, aber kaum bekannt ist. Doch die Auseinandersetzung mit Ulrich Loths Kunst lohnt sich. Die Alte Pinakothek entdeckt den Münchner Barock-Maler wieder.
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Er ist zwar durch Altarbilder in München präsent, aber kaum bekannt ist. Doch die Auseinandersetzung mit Ulrich Loths Kunst lohnt sich. Die Alte Pinakothek entdeckt den Münchner Barock-Maler wieder.

Knöcheltief steckt der ungläubige Thomas seine rechte Hand in Jesus Christus’ Seitenwunde. Die beiden sind umringt von den Aposteln, die mit gespannten Mienen und sprechenden Gesten an dem Ereignis wie an einem Disput teilnehmen; alle Gesichter leuchten im indirekten Seitenlicht aus dem Dunkel des Raumes. Zwar ist das Licht im Gemälde des Ulrich Loth nicht so dramatisch, die Darstellung nicht so drastisch und die Personenkonstellation nicht so reduziert wie in Caravaggios Version desselben Themas. Aber der Einfluss des früh verstorbenen Genies (1571-1610) ist deutlich.

Der Titel der Ausstellung „Ulrich Loth – zwischen Caravaggio und Rubens“ bringt die Kunst-Pole, die die Malerei des Münchners (um 1599 bis 1662) beeinflussten, auf den Punkt. Die Schau, die von Studierenden des LMU-Aufbaustudiengangs „Museumswesen“ erarbeitet wurde, stellt einen Maler in den Mittelpunkt, der zwar durch Altarbilder in München präsent, aber kaum bekannt ist. Doch die Auseinandersetzung mit Loths Kunst lohnt sich.

Er war Schüler des Hofmalers Peter Candid bei Maximilian I.. Ein Stipendium führte den jungen Maler zwischen 1619 und 1624 nach Rom, und man kann sich gut vorstellen, wie Loth vor Caravaggios Originalen die Augen übergingen. Dessen Verismus muss ihn tief beeindruckt haben. Doch wussste er wohl, dass er dem fanatischen Gegenreformator Maximilian I. nicht mit Bildern kommen konnte, in denen die biblischen Gestalten allesamt wie Bauern und Bettler, Diebe und Huren aussahen. Darum setzte Loth in seinen Altargemälden, etwa im Freisinger „Marientod“ oder in „Rückkehr aus Ägypten“ für Ottobeuren, auf brav abgemilderte Wirklichkeitsnähe von pausbackiger Heiligkeit. Außerdem studierte er Rubens’ auf Überwältigung durch Fülle setzende und dabei fein austarierte Kompositionen.

Aufträge für Altäre gab es während des 30-jährigen Krieges (1618-1638) und nach der Pest von 1634 genug, darum bat Loth bei Hofe um Entlassung. Dennoch blieben seine wichtigsten Auftraggeber Kurfürst und Kirche, da sich diese durch einen Knebelvertrag oberste Priorität zusicherten. Seinen gemäßigten Caravaggismus entwickelte Loth vor allem in den erzählerisch subtilen Halbfigurenbildern weiter, etwa in „Die Berufung des Paulus und Andreas“ oder beim höchst glaubwürdigen „reuigen Petrus“, aber auch im fantastischen Isaak-Zyklus für Schloss Schleißheim. Roberta De Righi

Bis 7. September, Mi – So 10 bis 18, Di 10 bis 20 Uhr, Katalog 49.90 Euro. Zu Loths Altären gibt es Führungen am 17. und 31. Mai, Treffpunkt 13.30 Uhr, Brunnen vor der Frauenkirche

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