Geistlos ohne jede Dimension
„Die drei Musketiere”: Paul W. S. Anderson liefert ein dummes Werk ohne Charme und lässt seine Stars in Peinlichkeiten erstarren
Wer wissen will, was eine Mogelpackung ist, muss den Werbe-Trailer des Films anschauen: Fantastische computer-ausgebaute Kulissen (Bamberg, Würzburg, München und Herrenchiemsee als Groß-Versailles), Mantel- und Degen-Abenteuer-Action und prächtigste Luft-Piratenschiff-Schlachten, alles in 3D: Man sieht, wohin geschätzte 60 Millionen Euro Produktionskosten geflossen sind.
Wer daraufhin aber mit seiner Kinokarte hilft, das verballerte Geld wieder einzuspielen, wird eine große Kino-Enttäuschung erleben: Übrig bleiben nur die Kulissen einer schlecht dramatisierten Vulgär-Posse in einem Turbo-3D, das die Einfallslosigkeit nicht überspielen kann.
Eine gute Neuverfilmung des Dumas-Stoffes der „Drei Musketiere” müsste zwischen der geistreichen Spannung „Gefährlicher Liebschaften” und eleganten „Cyrano de Bergerac”-Gefechten changieren. Man würde dabei auch alle unhistorischen Technikspielereien als moderne Würze sofort akzeptieren. Aber Computerspiel-Filmanimator Paul W. S. Anderson („Resident Evil”) liefert das Schlimmste: pompösen Dilettantismus ohne Charme und ohne einen einzigen originellen Gedanken. Selbst die Idee, dass die drei Musketiere mittlerweile heruntergekommen sind, wird – wie alles – unfassbar platt verhandelt: „Woran glaubt ihr noch?”, fragt Jungblut-Auffrischung D’Artagnan (Logan Lerman) die drei Säbelrassler. „An Geld, Gewalt und Wein” – nicht einmal mehr Sex kommt so ins Spiel, sieht man von Milady de Winter (Milla Jovovich) als Barock-Kampfamazone ab.
Die Dialoge sind von schamloser Primitivität, meist prollig dazu und ohne jeden Witz, die Actionszenen oft geschmacklos (wie das anfängliche venezianische Gondel-Gemetzel, während das Vater-Unser aufgesagt wird), die Schauspieler ohne jegliche Führung, so dass Orlando Bloom als englischer Gegenspieler nur schön sein kann, oder Christoph Waltz als intriganter Kardinal Richelieu sich diabolisch durchgrinsend vom Drehbuch zu distanzieren scheint.
Ein Film, der schwach – mit einer pathetischen, falschen Geschichtsstunde auf billigem „Risiko”-Spielbrett – anfängt, dann stark nachlässt und mit einem halb offenen Ende auch noch die Möglichkeit einer Fortsetzung androht. Möge die Kinokasse das verhindern!
Kino: Cadillac, Cinema (OV), CinemaxX, Mathäser, Münchner Freiheit, Royal
R: Paul W. S. Anderson B: Alex Litvak, Andrew Davies
(D, USA, 110 Min.)