Geigerin Julia Fischer: Die Klarheit leuchtete
Völlig Vibratolos, daher jeder Ton glasklar, keine effekthascherischen Temposünden, die den Satzzusammenhang stören würden: Julia Fischer spielt, dass die Klarheit des Herren Bach leuchtet.
Die Blumengestecke wirken, als ob ein Farbenblinder ein Grabarrangement gestaltet hätte. Das gar nicht überalterte Afficionado-Publikum wartet – trotz Erkältungzeit – in konzentrierter Stille im vollen Herkulessaal.
Punkt Acht betritt der kühle Engel im diagonal-schulterfreien anthrazit-glänzendem Abendkleid die Bühne. Und fantastische Exerzizien beginnen – Bachs Solo-Violinsonaten 1 bis 3 – das Alte Testament der Geigenkunst. Völlig Vibratolos, daher jeder Ton glasklar, keine effekthascherischen Temposünden, die den Satzzusammenhang stören würden: Julia Fischer spielt, dass die Klarheit des Herren Bach leuchtet.
Und nur, wer dieser so romantikfreien Interpretation lauscht, kann plötzlich die Metaromantik dieser Musik spüren. Die Töne laufen in gewagten Bahnen, doch einer definierten Harmonik folgend. Es ist genau das, was Spannung ausmacht: zu hören, dass es so sein muss und doch nie zu wissen wo die Töne hinführen. Diese Bach- Interpretation der 26-Jährigen war eine klare Sternstunde.
Adrian Prechtel
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