Gegen Weihnachtsgrant
Am Ende würgt er es dann doch hervor: „Fff – Fffröhliche Weihnachten!” Was dem bettelarmen Volk zum Fest der Liebe beinahe inflationär über die Lippen geht, hat bei Londons Geldschneider Nummer 1, Ebenezer Scrooge, gehörige Überzeugungskraft gekostet. Da sind schon der untot büßende Geschäftspartner Marley und ein Engel der Weihnacht von Nöten, die den Garstigen auf einer Traumreise durch die Weihnachtsabende seines Lebens begleiten, um ihm seine Kaltherzigkeit und Einsamkeit aufzuzeigen.
Schon 150 Jahre ist „A Christmas Carol” alt, mit der Charles Dickens auf die Not der Armen aufmerksam machen wollte. Bei der Musical-Version „Vom Geist der Weihnacht” im Deutschen Theater erinnern die märchenhaften Kulissen und Kostüme stark an die Original-Illustrationen von John Leech. Noch mehr überzeugen die Darsteller: Werner Bauer als Marley hat mit seiner klaren Stimme und seinem charmanten Witz das Zeug zum Publikumsliebling, und auch bei Sandy Mölling, der zum Rauschgold-Engel beförderten No Angels-Sängerin, sitzt alles.
Getragen wird das Stück jedoch von Kristian Korsholm Vetter als Galle spuckender Alter, der mal seine Bittsteller lustvoll nachäfft, mal vor Selbstmitleid winselt. In Gestik und Mimenspiel gemahnt seine Darstellung an Jim Carreys Scrooge in der Disney-Version. Was man leider von Dirk Steffans Musik nicht behaupten kann. Wo Disney Zauber verbreitet, setzten die Musical-Macher auf laut und schrill. Da wird schon mal die Menü-Folge der Weihnachtstafel gerappt. Und die Geister nähern sich mit Tschingderassabum. Auch die Arrangements, die kaum eine Geige, geschweige denn eine Oboe gesehen haben, schmälern den Gesamteindruck. Es ist eher ein Pop-Spektakel als Weihnachtsmärchen.
Noch bis 18. Dezember 2011 im Fröttmaninger Zelt des Deutschen Theaters, Karten Tel. 55 23 44 44