Gegen den Strom in den literarischen Advent

Die kreative Basis der Buchbranche stellt am Wochenende im Literaturhaus aus
von  Abendzeitung

Die kreative Basis der Buchbranche stellt am Wochenende im Literaturhaus aus

Kein Thema beherrschte die Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr so stark wie die Macht der Buchhandelsketten. Wer hier nicht in die Regale aufgenommen wird, hat kaum ökonomische Überlebenschancen. Die Kleinverleger trifft die Konzentration des Buchmarktes besonders hart. Eine steigende Anzahl von Lesern orientiert sich an den Bestsellerlisten und kauft, was ohnehin gekauft wird. Immer weniger Titel machen immer mehr Marktanteil aus. Dabei ist der Markt durchaus auf die Kreativität der Kleinverlage angewiesen. Hier nämlich starten viele Autoren-Karrieren, hier werden Trends erfunden.

Gleich 29 unabhängige Verlage aus ganz Deutschland präsentieren ihr Programm auf der dritten Messe „Andere Bücher braucht das Land“ im Literaturhaus. Der Adventstermin ist kein Zufall: Die Veranstaltung ist auch als Verkaufsmesse gedacht. Wer also Bücher entdecken oder erwerben möchte, die in dieser Vielfalt sonst nirgendwo ausgestellt sind, sollte an diesem Wochenende im Literaturhaus vorbei schauen. Eine Verkaufsausstellung graphischer Arbeiten von Comic-Künstlern und einige Diskussionen runden die Schau ab.

Manchmal gelingen den Kleinen Bestseller

Eine neue Welle von Verlagsgründungen hat in den letzten Jahren den Buchmarkt erfasst, nun geht es für viele um das langfristige Überleben. Dabei gelingen auch den kleinen, unabhängigen Verlagen bisweilen Bestseller: Sei es „Die weiße Massai“ plus Nachfolgebücher beim Münchner A1 Verlag, oder aktuell die von Herta Müller eingesprochene Doppel-CD „Die Nacht ist aus Tinte gemacht“ im Berliner Supposé-Verlag.

So unterschiedlich die Inhalte der Aussteller auch sind, sie eint eine faszinierende Hartnäckigkeit: Die Lyrik beispielsweise, im Programm der Publikumsverlage nahezu ausgestorben, wird hier noch gepflegt. Man kann die Messe also auch besuchen, um die Unerschrockenheit zu bewundern, mit der sich die kleinen Verlage gegen den Mainstream aus historischen Krimis und Promi-Bekenntnissen stemmen.

Volker Isfort

Sa, 28.11., von 11–19 Uhr, So 11 bis 18 Uhr, Literaturhaus München, Salvatorplatz, Eintritt frei; Programm online unter www.literaturhaus-muenchen.de

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