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David Finchers („Fight Club“) Film "Social Network" ist eine umwerfende Analyse der Facebook-Gründung. Sie zeigt einen Antihelden, der mit einer Idee zum jüngsten Selfmade-Milliardär aller Zeiten wurde
Wie erkennt man, dass man alt wird? Wenn man eine junge Dame nach der Telefonnummer fragt. Die Antwort besteht im besten Fall aus einem müden Lächeln. Denn wer heute nicht die Kennenlern-Erlösungsformel „Bist du auch bei Facebook?“ parat hat, gehört zum alten Eisen. Über 500 Millionen Nutzer haben sich bereits in das Online-Portal eingeloggt. Die Nutzer „sammeln“ nicht nur Freunde, sie chatten, laden Urlaubsbilder hoch oder „schockieren“ mit Botschaften wie: „Es ist spät, ich geh’ jetzt ins Bett!“
Die spannende Frage aber lautet: Wer oder was steht hinter diesem Netzwerk-Phänomen? Dank zahlreicher mehr oder weniger erhellender Porträts hat sich diese dunkle Wolke bereits gelüftet. Zum Vorschein kam kein Luxusvillen besitzender Playboy, sondern der bescheiden hausierende, medienscheue Computernerd Mark Zuckerberg.
Aber taugt ein dröger Langweiler überhaupt zum Filmhelden? Oder muss man ihm doch eine schillerndere Biografie andichten, wie es die dämlichen Filmplakate mit der Aufschrift „Punk“ suggerieren?
Drehbuchautor Aaron Sorkin macht in „The Social Network“ das einzig Richtige. Er lässt diesem von Jesse Eisenberg kongenial gespielten jungen Mann seine Lebenswirklichkeit, mag sie manchem auch fremd erscheinen. Gleich der Anfang erklärt, warum Zuckerberg nur als Film-Antiheld funktioniert. In einem an sich zwanglosen Date verheddert sich Zuckerberg in intellektuellen Besserwisser-Spielereien. Verbal behält er die Oberhand, emotional verliert er die junge Frau. Zuckerberg lernt von diesem Fehler auf seine Art: Er meidet alle Harvard-Parties, schließt sich ins Zimmer ein und tüftelt an seiner Facebook-Idee. Seine wenigen Bekanntschaften sind nichts weiter als nützliche Finanziers oder Ideengeber. Ist einer ausgesaugt, wird er abgestoßen. Die Folge: Gerichtsprozesse, die Regisseur David Fincher brillant in seine Handlung einfließen lässt. Am Ende ist Zuckerberg nur ein leerer kapitalistischer Gewinnertyp oder um es mit den Worten einer Rechtsanwältin zu sagen: „Ich glaube, Sie sind kein Arschloch. Aber Sie kommen wie eines rüber.“
Florian Koch
Kino: Cinema (OV), CinemaxX, Mathäser, Münchner Freiheit, Museum Lichtspiele (OV), Royal, Tivoli R: David Fincher (USA, 121 Min.)
Der Trailer zum Film
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