Gedonnerter Hexentanz

Pianist II: Denis Matsuev mit Liszt, Strawinsky und Tschaikowsky
Volker Boser |
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Der Rang wurde gar nicht erst geöffnet. Unten im Parkett hörte man mehr Russisch als Deutsch. Für den 35-jährigen Tastenakrobaten aus Irkutsk war der Klavierabend im schwach besetzten Herkulessaal ein Heimspiel. Was wohl auch am Programm lag. Vor der Pause Tschaikowskys „Jahreszeiten”-Zyklus, danach Liszts Mephisto-Walzer und Strawinskys „Petruschka” – keine Musik, die tiefsinnige Gedanken provoziert. Da war Virtuosität gefragt, zu Beginn aber auch Charme und Gespür für klangliche Valeurs.

Vor allem dann, wenn sich die Musik wild und exzentrisch gebärdete, konnte Denis Matsuev beeindrucken. Gnadenlos donnerte er Liszts Hexentanz in den Saal, pianistisch bisweilen anfechtbar, mit Mut zu falschen Tönen, aber auch zum Risiko. Das war aufregend und spannend. Der „Petruschka”-Auswahl Strawinskys gestattete er viele rhythmische Freiheiten. Den zwölf Tschaikowsky-Häppchen hätte eine breitere Klangfarben-Palette gut getan.

Die wenigen Zuhörer waren dessen ungeachtet begeistert. Nur einer (in Reihe 17) gab sich störrisch. Just als der Pianist begann, elegisch vor sich hin zu träumen, packte er das Handy aus und hörte, für die Nachbarn deutlich vernehmbar, seine Sprachnachrichten ab. 

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