Gebremste Kraftkerle

Live und auf CD ist LaBrassBanda großartig. Der von Marcus H. Rosenmüller auf DVD arrangierte und im Herbst 2009 bejubelte Auftritt im Münchner Circus Krone wirkt aber steril
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Live und auf CD ist LaBrassBanda großartig. Der von Marcus H. Rosenmüller auf DVD arrangierte und im Herbst 2009 bejubelte Auftritt im Münchner Circus Krone wirkt aber steril

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: LaBrassBanda sind das Beste, was der Musik in Bayern in den letzten Jahren passieren konnte. Ein Volksmusik-Punk-Techno-Pop-Ereignis mit drei Blechbläsern, Schlagzeug und Bass, originell, einzigartig und völlig eigenständig. Die Band ackerte sich barfüßig und in Lederhosen durch Wirtshaussäle und Jugendzentren, veröffentlichte zwei phänomenale Alben, die sogar im Ausland mit offenen Mündern bestaunt wurden, und machte im vergangenen Herbst ihr Meisterstück: Drei Mal hintereinander Circus Krone in München ausverkauft – das Wunder aus dem Chiemgau war perfekt.

Einer dieser denkwürdigen Abende, der vom 23. Oktober 2009, ist nun als Live-Mitschnitt auf DVD erschienen, gefilmt im Auftrag des Bayerischen Rundfunks und arrangiert von Regisseur Marcus H. Rosenmüller. Es stellt sich nun aber die Frage, ob diese aseptische Hochglanzproduktion wirklich den Weg aufzeigt, der für LaBrassBanda in die Zukunft führt.

Frisch und Konserve

Recht hübsch ist das (auch schon live auf einem Screen über der Bühne) gezeigte Artwork, eine Art schwebende Banda-Wunderwelt aus Alpen und Moderne, mit einem stilisierten Circus Krone, der wunderlich dazwischenthront, als wäre er ihr Neuschwanstein. Doch die DVD hat das Problem, das fast alle Konzertmitschnitte von guten Live-Bands haben: Live-Power auf der Bühne ist noch lange nicht Live-Power aus der Konserve.

Der perkussive Sound der Band reißt im Konzert mit, aus dem Player wirkt er manchmal dünn. Und es wird auch nicht klar, wozu es acht Kameramänner und einen Starregisseur gebraucht hat. Das ständige Herumfliegen mit dem Film-Kran, das verkünstelte Hin- und Herzoomen der Perspektive und das absichtsvolle Verwackeln der Bilder wirken wie ein ganz normaler Konzertfilm von MTV aus den 90ern, der den „Rockpalast" aus den 80ern imitieren will. Man ist hier ständig nah dran an den Schweißperlen auf der Stirn von Trompeter Stefan Dettl – und doch weiter weg von der Band als auf einem der hintersten Plätze im Krone.

Als gegen Ende nach „Ringsbleame" Dettls Trompete auf den heiligen Bühnenbrettern des Krone liegenbleibt und langsam in Blumen und Konfetti versinkt, wäre das ein Bild gewesen, auf dem die Kamera hätte verweilen können, um dem Zuschauer mal kurz die Gelegenheit zu geben, über die Band und den wunderbaren Wahnsinn, den sie ausgelöst hat, nachzudenken. Doch die Kamera hält mal eben eine Sekunde drauf, bevor sie weiterhetzt.

LaBrassBandas große Stärke war und ist es, sich den üblichen Regeln des Musikgeschäfts nicht zu unterwerfen. Bei diesem Auftritt und in diesem Film haben die Musiker es leider getan.

Michael Grill

LaBrassBanda: „Live im Circus Krone München" (DVD bei Trikont). Live am 20.7. in Burghausen, am 23.7. in Ansbach, am 30.7. in Passau und am 15. und 16. Oktober wieder im Münchner Circus Krone

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