Ganz neue Töne aus der Residenz
Eine Idee mit dem Charme des Machbaren: Florian Schröter schlägt vor, den Apothekenhof zu überdachen und dort einen neuen Konzertsaal für das BR-Symphonieorchester zu bauen
Die Bayerische Staatsbibliothek ächzt einer 30-prozentigen Haushaltssperre. Ländliche Abgeordnete vom Land maulen gegen die 70 Millionen schwere Sanierung des Gärtnerplatztheaters. Kulturelle Großprojekte haben es derzeit schwer.
Aber wünschen wird man sich trotzdem noch was dürfen. Der Münchner Kunsthistoriker Florian Schröter macht einen aufregenden Vorschlag, der Bewegung in die eingefahrene Konzertsaaldebatte bringen könnte. Seine Idee ist es, den zwischen Cuvilliés-Theater und Herkulessaal gelegenen Apothekenhof der Residenz zu überdachen. Im so neu entstandenen Innenraum könnte Leo Klenzes Residenzarchitektur mit einem modernen Einbau in Dialog treten. Platz wäre genug: Das Luzerner KKL, der beste Konzertsaal weit und breit, passt mühelos in den Hof, ohne die Gebäude drumherum zu bedrängen.
Alt und neu
Als Vorbilder nennt Schröter den von Sir Norman Foster umgebauten Great Court des British Museum in London. Aber man braucht nicht in die Ferne schweifen: Das filigrane Glasdach über dem Comité-Hof vor dem sanierten Cuvilliés-Theater beweist, dass sich die Residenz auch zeitgenössisch weiterentwickeln lässt.
Schröters Vorschlag hat einigen Charme: Er stärkt die Residenz als Kulturstandort mit den Staatstheatern und der Allerheiligenhofkirche. Auch der am Apothekenhof gelegene Herkulessaal mit seiner veralteten Infrastruktur könnte von dem neuen Innenhof profitieren und mit dem neuen Saal zu einem Musikzentrum zusammenwachsen.
Kunstminister Wolfgang Heubisch ist laut Schröter von der Idee angetan. Das für die Residenz zuständige Finanzministerium und die Schlösserverwaltung machen Denkmalschutzargumente geltend. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hält man die Idee für „nicht unspannend“. Schröter ist kein Architekt, nur ein leidenschaftlicher Konzertgänger. Aber das sollte niemanden hindern, seine sympathische Idee nicht ernsthaft zu prüfen.
Robert Braunmüller