Ganz entspannt bis zur Geisterstunde
Schnäppchen, Modeschauen und Girls im String: Die dritte Münchner Shopping-Nacht hatte für jeden was im Angebot.
Man dachte ja zunächst an jene grausamen Chaostage kurz vor Weihnachten: Die Kaufinger Straße - Münchens zentrale Shoppingmeile - als anarchisches Terrain erbarmungsloser Konsum-Karawanen. Einkaufen bis zur Geisterstunde versprach am Freitag die dritte Shopping Nacht – und laut Veranstalter strömten dafür mehr als 200000 Menschen in die Innenstadt.
Was verwunderte: Es ging ganz entspannt zu. Endlose Schlangen vor den Kassen? Versteckte Ellenbogen-Checks am Wühltisch? Scharmützel zwischen genervtem Personal und gestressten Schnäppchen-Jägern? Nichts dergleichen. Es war ein friedliches Fest und die Konsumenten einander wohlgesonnenen. An den Horror der Shopping-Orgien kurz vor Heiligabend erinnerte nur die große Zahl jener Menschen, die bis Null Uhr ihre Einkaufstüten füllten.
Shoppen gegen den Regen
Es blieb einem ja auch fast nichts anderes übrig als sein Geld zu verteilen. Ab neun Uhr goss es eine Stunde lang in Strömen, und der Freitag wandelte sich vollends zu einem nass-kalten Tag im Frühherbst. Der angenehmste Ort zum Verweilen war also der nächstgelegene Shop. Einige (vornehmlich männliche) Unverwüstliche hielten dennoch im Freien aus: wie Unterwäsche-Models in Strapse und High-Heels über den Laufsteg am Stachus fröstelten, wollten sie sich nicht entgehen lassen.
Die Mehrzahl der Händler umgarnte seine Kunden aber nicht mit Girls im String; sondern mit besonderen Aktionen, vom Gratis-Styling über Modeschauen bis zur pompösen Laser-Show. Man blickte Freitagnacht in viele zufriedene Gesichter. Der Mensch scheint glücklich, wenn er in wirtschaftlich mauen Zeiten Geld hat, um es auszugeben. Immerhin einmal im Jahr darf er das die halbe Nacht lang.
Reinhard Keck