"Fröhliches Scheitern" im Theater Viel Lärm um Nichts
„Sein, Scheinen und Scheitern“ haben in dieser Reihenfolge nicht nur einen groovenden Sprachrhythmus, sondern sind auch der Subtext des ganzen Revueprojekts „Fröhliches Scheitern“ im Theater Viel Lärm um Nichts.
Und es gibt nur wenige Berufsgruppen, die inniger mit Sein, Scheinen und Scheitern Umgang pflegen als die Schauspielerei. Deshalb siedelte Margrit Carls ihr Stück in einer Theaterprobe an, bei der Regisseur Andreas Seyferth sich selbst spielt - allerdings nur als unsichtbare Macht im Off.
Die tranzendentale Macht des Stücks im Stücks ist dagegen eine nette ältere Urmutter (Astrid Polak), die hingebungsvoll an dem herumknetet, was letztlich von der Schöpfung bleibt: Würmer. Das beginnt mit den Dinosauriern und setzt sich mit den Rittersleut‘ fort, deren Wehrhaftigkeit die Fortpflanzung einschränkte: „Will der Ritter schnackseln, muss er aus der Rüstung kraxeln“. Und die Liebe selbst wird hier zum Running Gag mit dem Verliebten, der beim Warten auf die Angebetete alt, grau und ebenso trocken wird wie sein Blumenstrauß.
Das sechsköpfige Ensemble variiert meist amüsant, mitunter aber auch lästig bedeutungshubernd, die Erkenntnis, dass das Scheitern mit dem wahren Leben mehr zu tun hat als der Triumph. „Fröhliches Scheitern“ macht da keine Ausnahme, denn beim Versuch, die letzten 65 Millionen Jahre auf unserem Planeten vollständig zusammenzufassen, geht die Übersicht verloren. Schließlich scheint das Ende der breit begonnenen Rahmenhandlung von der Schauspielprobe schlichtweg vergessen zu sein. Dafür geht der Zuschauer mit dem Refrain „Für immer Wurm“ im Ohr beschwingt in eine ungewisse, aber wenig Erfolg versprechende Zukunft.
Mathias Hejny
Theater Viel Lärm um Nichts, 26., 27., 31. Dezember und ab 2. Januar donnerstags bis samstags 20 Uhr, an Silvester auch 17 Uhr, Telefon 8342014