Frisch, fröhlich, frech und feurig
Mozarts „Le nozze di Figaro“ mit Studenten der Musikhochschule im Prinzregententheater
Als Ausstattung reichen eine Wand, neun Stühle und ein Klavier samt Garderobenstange. Gegen Ende der Ouvertüre rennen die Sänger wie zu einer Probe auf die Bühne. Der Zuschauer darf aus ihren Kostümen und Gesten raten, welche Rollen sie in Mozarts Oper wohl verkörpern werden.
Ingo Kerkhofs Inszenierung plustert „Le nozze di Figaro“ nicht zum Psychodrama auf. Sie lässt die Komödie Komödie sein. Die Gräfin sitzt bei ihrer Arie ruhig auf Stuhl. Ihre stille Verzweiflung tritt deutlicher hervor, als wenn sie sich auf dem Boden wälzen würde, wie es in der Theaterakademie lange unvermeidlich war.
Es gehört es sich, dass in einer anständigen „Figaro“ der Cherubino zum Verlieben ist. Ines K. Reinhardt ist als singende Darstellerin sogar das Herz der Aufführung. Mit ihrem hellem Sopran macht sie den bibbernd pubertierenden und vor lauter Ängstlichkeit frechen Knaben zu einer runden Theaterfigur. Eine außerordentliche Begabung, die das durchgehend gute Niveau der Aufführungen überragte.
Zugeschärft
In Konkurrenz dazu haben es die übrigen Studenten und Absolventen der Musikhochschule schwer. Mit scharf pointiertem Ausdruck zeichnet Christian Eberl ein schlüssiges Porträt des Grafen. Anna Stylianakis Sopran wirkt auch nach überwundener Nervosität für die Gräfin ein wenig üppig. Das niedere Paar bleibt blass, weil Michael Kranebitter den Figaro mit steifer Stimme undeutlich artikulierte und Maria Pitsch die Susanna ansprechend singt, an ihrer Bühnenwirkung aber noch ein bisschen feilen könnte.
Sehr lustig ist die majestätisch-matronenhafte EunKyong Lim als Marcellina. Über ihre Gesangskunst lässt sich nichts sagen, weil in einer unverständlichen Huldigung an den Schlendrian ihre Arie des vierten Akts gestrichen ist. Aus dem gleichen Grund lässt sich von Marc Megele (Basilio) auch nur berichten, dass ihn das Schlangenledersakko trefflich kleidet.
Bestens zur komödiantischen Ausrichtung der Inszenierung passt der historisierend zugeschärfte Mozart des Münchener Kammerorchesters unter Alexander Liebreichs straffer Leitung. Auch Joachim Tschiedels spritzige Begleitung der Rezitative am Hammerklavier ist frei von jeder falschen Routine.
Tausendmal besser als sonst gelingen dem jungen Ensemble die Verkleidungen in der Gartenszene. Das etwas verdächtige Versöhnungs-Finale ist durch das Wüten des Grafen gebrochen, ohne dass sich gleich Tragödiendüsternis eingestellt hätte. Kurzum: Eine sehenswert frische Auffühührung.
Robert Braunmüller
Wieder am 16., 20., 22. und 23. November, Karten Tel. 2185-2899