"Forever Young": Das junge Spiel des Lebens

"Forever Young" - ein wunderbarer Film der Italo-Französin Valeria Bruni Tedeschi über Jungsein - hier in den 80er Jahren in Paris.
von  Adrian Prechtel
Eine Jungenderinnerung von Valeria Bruno Tedeschi: Nadia Tereszkiewicz als Stella und ihr Kamikaze-Freund auf der Theaterakademie Etienne (Sofiane Bennacer).
Eine Jungenderinnerung von Valeria Bruno Tedeschi: Nadia Tereszkiewicz als Stella und ihr Kamikaze-Freund auf der Theaterakademie Etienne (Sofiane Bennacer). © Neue Visionen

Eine Kunst des Schauspielers ist es, die Anstrengung hinter dem Spiel verbergen zu können. Der italienisch-französische Filmstar Valeria Bruni Tedeschi - Schaupielerin meist nervöser, neurotischer Typen, Autorin und Regisseurin - beschreibt ihre Ausbildung als "anspruchsvoll" und "unerbittlich". Ihr Lehrer: die Film- und Theaterlegende Patrice Chéreau (1944 - 2013), der auch "männlich brutal" sein konnte.

Liebe und Tod und Patrice Chéreau als
Theatergott

Aber dann, wenn sie von der Art des Unterrichtens erzählt, fallen dann doch auch wieder Worte wie: "einladend, sanft" - es ist das sogenannte Method Acting , eine Unterrichtsmethode der amerikanischen Legende Lee Strasberg 1901 - 1982), der unter anderen schon Marilyn Monroe, James Dean, Marlon Brando, Paul Newman, Robert De Niro oder Dennis Hopper und Al Pacino unterrichtet hat: in einer Art psychologischer Sitzung sucht man in sich selbst Verbindungen zur Figur, die man spielen soll. Rolle und Ich verschmelzen - was befreiend, manchmal grausam sein kann, aber immer intensiv ist für den Spieler und den Zuschauer.

In "Forever Young" geht Valeria Bruni Tedeschi, die Schwester von Carla Bruni und Tochter einer Industriellenfamilie aus Turin, in die 80er-Jahre zurück, als sie in Nanterre bei Paris Schauspiel studierte, wo Chéreau dort das Theater "Des Amandiers" leitete. Im Film wir er gespielt von Louis Garrel und ganz natürlich eingebaut sind alle seine Sätze Originalzitate. Es geht um die elitäre Theaterakademie dort, die strenge Auswahl und die Gruppendynamik der Studierenden - zwischen Freundschaft, Kollegialität, Eifersucht, Metoo-Erfahrungen, Sex unter hypersensiblen, oft hysterischen Twens, unter denen einer in den Drogentod abgleitet.

Es ist eine Feier des Jungseins - in Zeiten von Aids und Tschernobyl, was dem Sich-wichtig-Fühlen, Feiern und dem Miteinander-Sex-Haben keinen Abbruch tut. Und auch wenn der Song "Me and Bobby McGee" in der Version von Janis Joplin von 1970 stammt, ist er das Leitmotiv: "Freedon ist just another word for nothing left to lose".

Vielleicht ist das die Botschaft dieses mit Jungstars des französischen Kinos besetzten Films an heute: bitte kein Neobiedermeier! Vielleicht auch: nicht übertreiben mit Gender- und Sexismus-Nervosität, sondern einfach selbstbewusst sein! Und für alle heute deutlich Älteren ist dieser wunderbare Film einfach Nostalgie.

Und wenn man fragt: Ist dieser Film eine Komödie oder eine Tragödie? Natürlich beides - wie das Leben eben so spielt. Und besonders gelungen sind dabei dann die Szenen, in denen Liebe und Tragik, Lachen und Schluchzen zusammenfallen. Und die Leichtigkeit über allem stammt aus einer energetischen Lebenszeit, in der man glaubt, ewig jung sein zu können, weil das Leben immer noch einen Rest von Spiel und Spielerischem hat.

Kino: Arena, City, Theatiner
(alle OmU)
R: Valeria Bruni Tedeschi
(F, 126 Min.)

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