Folkerts gegen Killersocke
Ein hässlicher Hund als Privatdetektiv, drei Sachsen, die Amerika erobern: Im Indie-Film ist alles möglich. „Tatort“- Regisseur Tom Bohn fördert Talente im Netz.
Sie hastet durch düstere Gänge und ballert wild um sich. Selbst die gefährlichen Killersocken können sie nicht aufhalten. Ulrike Folkerts hinterlässt in dem Trash-Spaß „Queen Lah T. Nedo“ Chaos und Zerstörung. Zu sehen gibt’s diese ungewöhnliche Seite der „Tatort“-Kommissarin – hier wurde nicht nur der Rollenname umgedreht – weder im TV noch im Kino. Der Kurzfilm von Bianca Jobs findet sich im Internet, auf indie-stars.de
Seit einem dreiviertel Jahr gibt’s das Portal. Ins Leben gerufen hat es Regisseur Tom Bohn, einst selbst Independent-Filmer (independent: engl. für unabhängig), heute nicht nur – aber auch sehr erfolgreicher „Tatort“-Regisseur. „Es gibt in Deutschland große Filmproduktionen, die sich das Independent-Label anheften, obwohl sie riesige Filme mit Förder- und Fernsehgeldern machen“, sagt Bohn. Deutschlands wahre Indie-Szene dagegen sei weitgehend unbekannt. Genau das möchte Bohn ändern und hat damit Erfolg: Etwa zehntausend User klicken pro Monat sein Portal an: Zu sehen bekommen sie dort alles, jedes Genre in jeder Länge. „Dinge, die so im TV oder Kino nie vorkommen.“ Ein hässlicher Hund spielt etwa Privatdetektiv oder drei Sachsen erobern Amerika.
Bohn selbst hatte sich Anfang der 80er Jahre mit seinen eigenen Indie-Filmen hochverschuldet, ging deshalb erst in die Werbung, landete schnell beim Film und Fernsehen. „Es ist auch heute noch ein waghalsiges Unternehmen, unabhängig einen Film zu machen, der auch aussieht wie einer“, sagt der 48-Jährige. Andererseits bedeutet das auch, unabhängig zu sein von Fremdbestimmung durch TV-Redakteure. „Mit Redakteuren ist es nicht immer einfach“, sagt Bohn. „Es gibt viele, die strikte Vorgaben machen. Und viele Filmemacher, die sich damit schwer tun.“
Tatsächlich finden sich nicht nur Neulinge auf Bohns Portal. „Es gibt viele Profis, die einfach nur geile Filme machen wollen, ohne sich Inhalt und Machart vorschreiben zu lassen.“ Bohn nimmt inhaltlich keinen Einfluss. „Wir achten lediglich darauf, dass wir keine jugendgefährdenden Filme online haben, keine gewaltverherrlichenden oder sexistischen Geschichten oder solche, die religiöse Gefühle verletzen“, sagt er. Einzige Voraussetzung: „Der Film muss wirklich independent gedreht sein.“ Und handwerklich müsse er stimmen. „Wir wollen nicht, dass bei uns jeder Filme online stellen kann – wie bei Youtube. Sonst findet sich kein User mehr zurecht vor lauter blödsinnigem Zeugs.“
Langfristig soll mit indie-stars.de auch Geld verdient werden – mit gezielter Werbung. Am Erlös sollen dann auch die Filmemacher beteiligt werden. Bohn: „Doch jetzt geht es erst einmal darum, dass die Filme auch gesehen werden können.
Angelika Kahl