»Fluch der Karibik 3? - fand ich schlaff«

Er ist neben Roland Emmerich der erfolgreichste Deutsche in Hollywood. Wolfgang Petersen im AZ- Interview über fremde Flops und über eigene, über seine Erfolge und Barack-Obama Superstar.
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Er ist neben Roland Emmerich der erfolgreichste Deutsche in Hollywood. Wolfgang Petersen im AZ- Interview über fremde Flops und über eigene, über seine Erfolge und Barack-Obama Superstar.

Seine Filme, von „Das Boot“ über „In the Line of Fire“ bis zu „Der Sturm“ sind Klassiker. Am 14. März erscheint sein komplettes Werk auf DVD, eine Ehre, die keinem anderen Hollywood-Regisseur zuteil wurde. Wolfgang Petersen ist mit 66 ganz oben, und die AZ sprach mit ihm.

AZ: Herr Petersen, glauben Sie, dass die DVD das Kino irgendwann mal ablöst?

WOLFGANG PETERSEN: Die Lage ist ein bisschen beunruhigend, dank der technischen Möglichkeiten können sich viele Leute privat ihr eigenes, kleines Kino einrichten. Aber das Kino ist schon durch viele Krisen gegangen und hat sie immer überstanden. Doch es muss sich ändern. Die Zukunft liegt in der 3-D Technik.

Wollen Sie in Zukunft auch in 3-D drehen?

Ja, aber es ist noch ein bisschen früh dafür. Am Anfang wird 3-D mit diesen typischen Horror-Schreck-Effekten arbeiten, zum Beispiel mit Blut, das in die Kamera fließt. In der zweiten Phase wird sie für den epischen Film genutzt werden. Stellen Sie sich mal vor, mein „Boot“ in 3-D. Man sitzt da wirklich drin und hat diese klaustrophobische Atmosphäre. Ein ganz neues Kinoerlebnis.

An welchen Projekten arbeiten Sie?

„Uprising“, ein großes Science- Fiction-Spektakel. Im Herbst oder Winter will ich mit dem Dreh beginnen. Es spielen zwei Top-Stars der Marke di Caprio, Russell Crowe, Brad Pitt oder George Clooney mit.

Würde es Sie reizen, wieder im Fernsehen zu arbeiten. In den USA ist dort mit Serien wie „Lost“ oder „24“ viel möglich!

Ja. Ich höre immer, dass das Fernsehen in Deutschland ziemlich flach ist. Mit Senator Film habe ich ein Joint Venture geschlossen. Sitz ist Köln und Los Angeles. Wir wollen große High-event Mehrteiler für das Fernsehen in englischer Sprache und mit internationalen Darstellern machen.

Sie haben als einer der wenigen Regisseure in den USA das Recht, ihre Filme selbst zu schneiden. Hat sich daran nach ihrem „Poseidon“-Misserfolg mit Kurt Russell etwas verändert?

Nein, das ist eine lebenslange Auszeichnung. Die man kann man einem nicht wegnehmen. „Poseidon“ lief so schlecht, weil er wohl einfach nicht gut ist. Das Projekt hatte keine Frische und die Besetzung war auch eher mittelmäßig.

Sie arbeiten seit zwanzig Jahren in Hollywood. Was hat sich verändert?

Es ist härter geworden. Ich finde es ein bisschen bedenklich, was sich gerade in Hollywood abspielt. Die ganzen Sommerbluckbusterfilme von „Fluch der Karibik 3“ bis „Spiderman 3“ fand ich ziemlich beschissen, um es mal hart zu sagen. Die waren so schlaff. Trotzdem machen genau diese Fortsetzungen unheimlich viel Geld. Dann gibt es diese kleineren, tollen Filme, die gerade die Oscars gewonnen haben. Aber die wollen einfach wenig Leute sehen und können die Industrie nicht tragen. So sieht im Moment das gefährliche Spannungsfeld in Hollywood aus. Der eigentliche, wirklich gute Hollywoodfilm, der das große Spektakel mit einer tollen Geschichte und spannenden Charakteren verbindet und den ich auch immer versucht habe, zu machen – der fehlt.

Reizt Sie nicht einmal wieder ein kleinerer Film, wie ihr Doku-Drama „Smog“?

Absolut, die Kritiker sagen dann zwar: Das sagt er immer, und dann kommt es doch nicht. Aber man muss sich so ein Projekt nun mal sehr genau überlegen. Denn man arbeitet daran auch eineinhalb Jahre, verdient kaum Geld und bekommt weniger Zuschauer. Ein Projekt, das mich brennend interessiert heißt „Hotel Lux“ und spielt kurz nach dem zweiten Weltkrieg in Moskau. Das wäre ein hochinteressanter kleiner Film im Lubitsch „Sein oder Nichtsein“- Stil.

Könnten Sie sich vorstellen, wie Wim Wenders wieder in Deutschland zu arbeiten?

Das kommt wirklich auf die Situation darauf an. Es ist einfach so schwierig geworden, ein gutes Drehbuch zu bekommen. Die sind oft so schwach und gehen auf Nummer sicher. Auch in Hollywood, deswegen nehme ich jetzt viel in die eigenen Hände. Wenn ein Stoff toll wäre in Deutschland, dann würde ich es bestimmt machen, statt irgend so einen mittelmäßigen Blockbuster zu drehen, der eigentlich nicht interessiert.

Verfolgen Sie aus den USA die deutsche Kinoszene?

Ja, Florian Henckel von Donnersmarck ist zum Beispiel ein guter Freund von mir. Der wohnt jetzt auch in Los Angeles, wir sehen uns oft und ich will ihm auch ein bisschen helfen. Denn das mit dem zweiten Film ist für den armen Kerl wirklich schwierig, speziell nach dem Erfolg mit „Das Leben der anderen“.

Was muss man haben, um in Hollywood erfolgreich arbeiten zu können, ohne sich selbst dabei aufzugeben?

Das ist eine individuelle Sache. Es kommt auf das Projekt an und was du dir gefallen lässt. Irgendwie mit aller Gewalt sich durchsetzen, das funktioniert nicht, die lassen dich gar nicht ran. Die Währung in Hollywood ist finanzieller Erfolg, gar nicht so sehr der kreative oder die Oscars.

Wenn Sie auf ihre Filme dort zurückblicken, wann ist es Ihnen gelungen Kreativität und Erfolg zu vereinen?

„In the Line of Fire“ mag ich sehr gerne und für das was es ist „Air Force One“: als ein gut gemachtes Popcorn-Action- Movie. Das wollte ich unbedingt mal machen, und den „Sturm“ liebe ich sowieso, das war so eine „bigger than life“ Geschichte. „Troja“ auch. Ich wurde dafür hart kritisiert, aber meine schlimmsten Kritiken habe ich für „Das Boot“ bekommen. das darf man nie vergessen.

Sie arbeiteten mit vielen Stars, von Problemen bei der Zusammenarbeit hört man nie. Wie ist Ihnen das gelungen?

Die Superstars sind einfach , die mittleren sind die schwierigen. Die Stars sagen immer: Vergiss doch mal die scheiß Special Effects, lass uns mal über die Rolle reden! Und das kann ich sehr gut. Das kommt noch von meiner Zeit am Theater. Außerdem kenne und mag ich Schauspieler.

Ganz Hollywood ist im Wahl-Fieber um Hillary Clinton und Barack Obama. Beteiligen Sie sich an dieser politischen Debatte?

Ja! Ich bin ein unheimlicher Obama-Fan und hoffe sehr, dass es ihm gelingt, Präsident zu werden. Die Welt braucht ein neues Amerika: "America has to reinvent itself", wie man hier sagt. In acht Jahren wurde das Land von Bush so in den Grund gefahren, und speziell die jungen Leute sind das einfach satt. Sie wollen ein Amerika, auf das man wieder stolz sein kann. Ich bin ja jetzt auch ein Amerikaner, und wenn ich im Ausland so höre, was Amerika für einen schlechten Ruf besitzt finde ich das so traurig und schrecklich. Das war mal ganz anders und Amerika ist vom Kern her kein schlechtes Land. Das kommt alles von der Bush-Regierung und deshalb gibt es das Phänomen Obama: Er kann das formulieren, er weiß genau worauf es ankommt: "Yes, we can!" ist der entscheidende Satz: wir können dieses Bild ändern. Es müssen nicht immer diese verknöcherten Republikanern regieren.

Florian Koch

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