Flieg, Vögelchen, flieg!

Die Bayerische Theaterakademie zeigt „La finta giardiniera”, eine komische Oper des 18-jährigen Mozart, in einer spritzigen Inszenierung der Regisseurin Lydia Steier im Prinzregententheater
Marco Frei |
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Es gibt viele Opern, die noch nie in München gezeigt wurden. Darunter sind auch große Meisterwerke. Hier hat die Bayerische Theaterakademie viel Verdienstvolles gewagt. Umso ärgerlicher ist es, dass nun Mozarts früher Dreiakter „La finta giardiniera” ins Prinzregentheater gehievt wurde – zum zweiten Mal in fünf Jahren. Denn schon 2006 wurde das Werk hier gegeben. Damals in der deutschen Fassung – dass jetzt die italienische zu hören ist, macht den Speck auch nicht fett.

Trotzdem wurden insgesamt drei kurzweilige Stunden geboten, wobei die Oper für diese Koproduktion mit dem Theater in St. Gallen um eine halbe Stunde gekürzt wurde. Manche Arie wurde gestrafft, einige Raffinessen sind weg. Dafür spielte das Münchener Kammerorchester wunderbar schlank und federnd. Statt des erkrankten Alexander Liebreich dirigierte Joachim Tschiedel. Die Regie von Lydia Steier bot viel Tempo und Aktion – mit Schweinereien, die das Leben versüßen.

Steier ist nicht in die deutsche Ernst-Falle getappt. Die Oper wurde als erotischer Klamauk genommen – trotz der Elemente, die Mozarts Meisterwerke vorwegnehmen. Und im Text sind die sexuellen Anspielungen nicht zu überhören: Jedes Kind in Italien meint etwa mit „Vögelchen” das, was deutsche Kinder Zipfel nennen. Und so befriedigt sich Nardo (Ludwig Mittelhammer) an einer Wand, während Serpetta (Katharina Ruckgaber) von Kerlen trällert. Sie steht auf Männerbeine und mutet im liebestollen Spiel so manche kühne Verrenkung zu. Er erklärt ihr auch auf bayerisch seine Liebe, samt Schuhplattler. Aus dem Hammerklavier klimpert eine Schnulze alla Richard Clayderman: Das sind drollige Eingriffe.

Ramiro (Dorothea Spilger) kriecht Arminda (Anna Stylianaki) hinterher, und Sandrina (Dafni Georgali) gibt ihre wahre Identität preis. Sie ist nicht Gärtnerin, sondern die Ex-Geliebte von Belfiore (Mauro Peter). Er hatte sie einst fast tot geprügelt, nun finden sie wieder zusammen. Zuvor muss sich aber Belfiore noch einige Liebesspiele von Podestà (Felix Schrödinger) gefallen lassen, Letzterer geht leer aus. Am Ende tollen alle Paare standesgemäß herum. Das alles wurde hinreißend gespielt, auch die stimmlichen Leistungen der Musikhochschul-Studenten waren insgesamt beachtlich. Hier stach vor allem Peters Belfiore heraus: Zuletzt sang er am Gärtnerplatz im „Geduldigen Socrates” mit.

Noch am 12., 13., 15., 20. und 22. 11., Prinze, 19.30 Uhr

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