Flaschen gegen Fensterputzer

„Exchange MUC – DUS“, die erste gemeinsame Ausstellung zweier Akademien in der White Box, ist mehr als ein Städtevergleich
von  Abendzeitung

„Exchange MUC – DUS“, die erste gemeinsame Ausstellung zweier Akademien in der White Box, ist mehr als ein Städtevergleich

Die Rivalität zwischen Städten gehört zu den schönsten Populismen – auch in der Kunst. Dass die Münchner und die Düsseldorfer Akademie in der White Box erstmals gemeinsam je elf ihrer besten Talente präsentieren, ist schon mal von daher eine spannende Sache, weil man gar nicht anders kann, als sofort in ein Spiel Bayern versus Rheinland einzusteigen. Sind die Düsseldorfer nicht irgendwie theorielastiger, kantiger – die Münchner dagegen sinnenfroher, bunter?

Die von der Galerie Filser & Gräf initiierte Schau „Exchange MUC – DUS“ in der White Box (die sich weiter als Ort für interessante Nachwuchs-Projekte etabliert) bietet darauf nur ansatzweise Antworten, da die Künstler zwar im Katalog nach den Ausbildungsstätten sortiert sind, im 1000-Quadratmeter-Raum der Box aber bunt durchmischt präsentiert werden. Außerdem ist es längst wie im Fußball: Düsseldorf gegen München ist auf beiden Seiten ein Spiel der Polen, Inder, Japaner, Serben und Deutschen.

Gemeinsam die Rolle rückwärts?

Gut zu sehen ist jedenfalls, in welcher Tradition beide Häuser stehen, die seit 200 Jahren um die Vorherrschaft in der Künstlerausbildung kämpfen: Man sieht ganz viel Malerei und ein bisschen Skulptur. Und hier kommt auch schon die Haupterkenntnis aus dem sehenswerten Städte-Duell: Es wird wieder gemalt. Die jungen Künstler zaubern mit feinem Pinsel das Öl auf die Leinwand, als hätte Beuys nie eine soziale Plastik in den abstrakten Gesellschaftsraum konstruiert. Sie haben keine Scheu vor naturalistischen, impressionistischen und fotorealistischen Bezügen, sie akzeptieren den Rahmen als natürliche Begrenzung des Bildes und stürzen sich mit Akribie in die Darstellung der Maserung einer Tischplattenoberfläche oder der einzelnen Barthaare auf Porträts im Großformat. Die gelegentlichen Ausnahmen im Skulpturalen, oder wenn mit Fotografie oder Scherenschnitt gearbeitet wird, heben sich da von alleine hervor. Ist das konservativ, gar reaktionär? Machen MUC und DUS gemeinsam die Rolle rückwärts, während Berlin besser mal ausgeblendet wird, weil man dort nach vorn schaut?

So könnte man es sehen. Man könnte aber auch sagen: Die durchweg hohe Qualität der Arbeiten zeigt, dass das Bild als zentrales Medium der Kunst eine gute Zukunft hat.

Michael Grill

Bis 16. Mai in der Kultfabrik (Grafinger Str. 6, Haus 44), Mo – Fr 17-21 und Sa/So 14-20 Uhr

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