Filmpreis: Die Gewinner, die Promis, die Gala
München - Einen Moment lang schien es wieder nichts zu werden mit dem ersten Regiepreis für Doris Dörrie. Schriftsteller Ferdinand von Schirach hatte am Freitagabend seine Laudatio schon gehalten, Dörrie stand auf der Bühne bereit – doch es fehlte der Bayerische Filmpreis, die Porzellanfigur „Pierrot“. Schon wollte die Regisseurin etwas in den Saal rufen, da kam als Überraschungsgast die Hauptdarstellerin ihres neuen Films „Glück“, die italienische Schauspielerin Alba Rohrwacher, auf die Bühne: mit einem „Pierrot“ in der Hand. „Grazie“ rief Dörrie enthusiastisch ins Mikrofon, als sie die Figur aus Nymphenburger Porzellan schließlich in den Händen hielt.
„Ich hab ihn doch gekriegt: Mein erster Regiepreis.“ Ausgezeichnet wurde die 56-Jährige für einen Film, der noch gar nicht zu sehen ist: „Glück“ feiert auf der Berlinale Weltpremiere und kommt am 23. Februar in die Kinos.
Anekdoten und prominente Laudatoren
Insgesamt wurden während der mehr als zweieinhalbstündigen feierlichen 33. Verleihung des Bayerischen Filmpreises im Münchner Prinzregententheater Auszeichnungen in 14 Kategorien vergeben. Auf der Bühne wechselten sich prominente Laudatoren wie die Schauspieler Axel Milberg, Günther Kaufmann und Hannah Herzsprung oder Cap Anamur-Gründer Rupert Neudeck ab.
Auszeichnungen gab es unter anderem für Andreas Dresens Sterbedrama „Halt auf freier Strecke“ (Produzentenpreis und beste Darsteller), für Leander Haußmanns „Hotel Lux“ (Produzentenpreis), die bayerische Telefonsex-Komödie „Eine ganz heiße Nummer“ (Beste Darstellerin) sowie „Dreiviertelmond“ (Drehbuchpreis). Zum besten Kinderfilm wurde die 3D-Produktion „Wickie auf großer Fahrt“ gekürt, den Publikumspreis erhielt Simon Verhoeven für seine zweite „Männerherzen“-Komödie.
Immer wieder entlockte das Moderatoren-Team während der Gala, die live im Bayerischen Fernsehen übertragen wurde, den prominenten Gästen im Theater die eine oder andere Anekdote. So berichtete Dörrie von ihrem ersten Kinobesuch im Alter von sieben oder acht Jahren: Ihr Vater habe ihr bei Winnetou bei dramatischen Szenen immer die Augen zuhalten müssen. Geweint habe sie trotzdem: „Winnetou hat mich immer zu Tränen gerührt.“
Gisela Schneeberger wiederum berichtete von ihren ersten zaghaften Telefonsex-Übungen für den Film „Eine ganz heiße Nummer“. Selbst habe sie zur Vorbereitung auf ihre Rolle allerdings nie die Nummer einer richtigen Sex-Hotline gewählt: „Das würde ich mich nie trauen.“
Wenders denkt nichts an Aufhören
Moderator Christoph Süß musste aber immer wieder die Brücke auch zu ernsten Themen schlagen – zu Neonazis in Deutschland, zum Sterben, zu Flüchtlingen in Afrika und der Spurensuche eines israelischen Juden in Deutschland. Denn letztlich gaben die Themen des Abends die ausgezeichneten Filme vor. Zum Abschluss der Gala erhoben sich die Zuschauer im Saal zu stehenden Ovationen für einen der bedeutendsten deutschen Regisseure: Wim Wenders wurde für seine herausragenden Leistungen für den deutschen Film mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet. Nach seinen Dankesworten an Weggefährten stellte der 66-Jährige klar, dass er ungeachtet der Auszeichnung für sein Lebenswerk nicht ans Aufhören denkt: Mit dem Preis sei ja kein Berufsverbot verbunden, „also machen wir weiter“.