Festival sucht Leiter
Kino adieu: Andreas Ströhl hört 2011 als Leiter des Filmfest Münchens auf - und ist jetzt erstmal untergetaucht. Indessen wuchern die Gerüchte über die Nachfolge Ströhls: Kommt sie aus Köln?
Wer in diesen Tagen bei der Internationalen Münchner Filmwochen GmbH in der Sonnenstraße anruft und Auskunft haben will, wird eher enttäuscht: Für ein Statement findet sich niemand, der Chef des Münchner Filmfests Andreas Ströhl ist für eine Woche untergetaucht.
So der Stand der Dinge. Die Bombe war dabei bereits am Samstag geplatzt: Wie die AZ am Wochenende berichtete, wird Ströhl am Ende des 29. Filmfest München, am 2. Juli, sein Amt als Festivalleiter niederlegen und zwei Tage später schnurstracks seine neue Aufgabe beim Goethe-Institut als Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation antreten. Er kehrt dorthin zurück, wo er vor seinem Antritt beim Filmfest 2003 schon arbeitete, dabei auch als Leiter der Filmabteilung. Was wird aber aus dem Filmfest, wer wird Ströhls Nachfolge antreten?
Gerüchte um die Nachfolge
Frei nach dem Motto, „Der König ist tot, es lebe der König“ schießen – mangels selbstverständlichem Nachfolger – sofort die Gerüchte ins Kraut. Ominös und vage schreibt die Branchenzeitschrift „Blickpunkt-Film“ von „Persönlichkeiten aus dem Journalismus als auch Mitarbeitern aus dem Filmfestteam, denen Ambitionen nachgesagt werden“.
Auf die Suche müssen sich letztlich die Gesellschafter der Münchner Filmwochen GmbH machen. Das bedeutet: zu gleichen Teilen die Landeshauptstadt München und der Freistaat Bayern. Hier sind Christian Ude und die neue Film-Leiterin in der Staatskanzlei, Carolin Kerschbaumer, gefragt. Hinter dem Oberbürgermeister, der das Filmfest zu recht für eine Chef-Sache hält, steht der Ex-Filmproduzent Theo Hinz als Berater im Hintergrund.
In der Staatskanzlei haben FilmFernsehFonds-Geschäftsführer, Klaus Schäfer, und der Chef der Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft, Steffen Kuchenreuther, einigen Einfluss. Gehandelt werden neben den „Persönlichkeiten aus dem Journalismus“ aber auch andere, die nicht nur eine Affinität zur Kunstform Film, sondern auch Erfahrung in Führungspositionen haben.
Simone Stewens wird hoch gehandelt
Die besten Chancen werden Simone Stewens eingeräumt: Sie war Redakteurin des Bayerischen Rundfunks, ehe sie nach Köln ging, um dort die künstlerische Leitung der Internationalen Filmschule Köln auszufüllen. Jetzt hat die geborenen Heidelbergerin sich gerade ein Haus gebaut, wollte sich also offensichtlich dort für längere Zeit einrichten. Würde sie sich doch wieder nach München locken lassen?
Mit einem Budget von 1,5 Millionen Euro, so beschwerte sich schon Ströhl, ist das Festival deutlich unterfinanziert Das wäre also ein schweres Erbe, das Stewens antreten würde. Als „Frau mit Charisma“ wird sie dennoch als Trumpf für das Filmfest München gehandelt. Auf Nachfrage meint sie, dass sie noch keine direkte Anfrage habe. Aber: „Grundsätzlich klingt das für mich interessant. Ich wäre München gegenüber nicht abgeneigt.“
adp/va