Feingefühl und Respekt: "Die zweite Frau“

Ein 41-Jähriger, der noch nie eine Freundin hatte, bei seiner Mutter lebt und sich eine Frau aus Rumänien holt – leicht hätte dieser Stoff zur Klamotte verkommen können. Hans Steinbichlers ARD-Film „Die zweite Frau“ ist jedoch ganz weit davon entfernt.
von  Abendzeitung

Ein 41-Jähriger, der noch nie eine Freundin hatte, bei seiner Mutter lebt und sich eine Frau aus Rumänien holt – leicht hätte dieser Stoff zur Klamotte verkommen können. Hans Steinbichlers ARD-Film „Die zweite Frau“ ist jedoch ganz weit davon entfernt.

Man lacht über Erwin (Matthias Brandt), der gleich einem 17-Jährigen die Liebe entdeckt. Aber man lacht über ihn ganz anders als über die Landwirte in „Bauer sucht Frau“, die RTL regelmäßig bloßstellt. Denn Matthias Brandt stellt seinen Erwin nicht bloß. Er erweist ihm in jeder Szene seinen Respekt, spielt mit großem Feingefühl. Steinbichler setzt dazu auf starke Bilder, großartig die Szene in der Monica Bleibtreu ihrem 41-jährigen Filmsohn Brandt in der Badewanne den Rücken wäscht.

Vor wenigen Wochen ist Monica Bleibtreu erst gestorben, auch im Film „Die zweite Frau“ stirbt sie an Krebs. Man sieht’s und weiß, dass man diese großartige Schauspielerin vermissen wird. Dann guckt man weiter und vergisst plötzlich die traurige Wirklichkeit. Denn der Film berührt, ganz unabhängig von den realen Ereignissen. Und der Film ist vor allem auch saukomisch.
Angelika Kahl

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