Feind oder Freund?

ARD: „Geheimnis Geschichte“ will klären, welche Rolle Papst Pius XII. im Dritten Reich spielte
von  Abendzeitung

ARD: „Geheimnis Geschichte“ will klären, welche Rolle Papst Pius XII. im Dritten Reich spielte

Das wird das Verhältnis zwischen Juden und Katholiken schwer belasten.“ Wie oft Benedikt XVI. diesen Satz zuletzt hörte. Der Vatikan habe von der Holocaust-Leugnung des britischen Bischofs Richard Williamson nichts gewusst, als man dessen Exkommunikation aufheben wollte, beschwichtigte der Papst im Februar das jüdische Volk. Problem gelöst.

Vorerst. Denn noch immer stapeln sich Akten auf dem Schreibtisch des Pontifex. Archivmaterial, das Benedikt XVI. prüfen will, bevor er sein Einverständnis gibt, Papst Pius XII. seligsprechen zu lassen. Der Skandal wäre vorprogrammiert – die Dokumentation „Geheimnis Geschichte: Der Papst und die Nazis“ erklärt, warum. Bereits im Oktober 2008, als Benedikt XVI. eine Messe zum 50. Todestag von Pius XII. las, hagelte es Kritik: Kaum ein Papst der jüngeren Zeit ist so umstritten wie Eugenio Pacelli, der von 1939 bis 1958 auf dem Stuhl Petri saß. Geschwiegen habe er, als die Nazis während des Zweiten Weltkriegs Millionen Juden töteten, tönen die Kritiker. Ein Antisemit sei er gewesen, „Hitlers Papst“, nannte ihn der Brite John Cornwell.

Kontakte genutzt, um Juden zu helfen?

Im Vatikan ist man anderer Meinung – und nicht nur dort: Sehr wohl habe sich Pius XII. zum Vorgehen der Nationalsozialisten geäußert und zwar ausgesprochen kritisch. Seine Kontakte, die er als kirchlicher Botschafter in Deutschland knüpfte, setzte er ein, um den Verfolgten zu helfen, vertreten seine Fürsprecher, unter denen sich auch viele Juden befinden.

Die MDR-Redaktion um Ulrich Brochhagen versucht, ein wenig mehr Klarheit über den Italiener zu schaffen, der 1876 in Rom zur Welt kam. Archivmaterial und Geheimakten aus dem Vatikan sollen dabei Licht ins Dunkel bringen und klären, warum Pacelli 1933 mit den Nationalsozialisten das Reichskonkordat beschloss und wieso die Anschauungen der Nachwelt so weit auseinanderklaffen.

Annekatrin Liebisch

ARD, 26.3., 23.45 Uhr; bis 3. Mai ist in der Karmeliterkirche eine Ausstellung über Pius XII. zu sehen (täglich 10 bis 18 Uhr)

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