Faszinierende „Kameliendame“ voller Energie
Staatsballett: John Neumeiers Choreographie kehrt ins Nationaltheater zurück
Anfangs gibt sie sich störrisch und lässt ihren jungen Verehrer Armand Duval ins Leere laufen. Lisa-Maree Cullum, die in der Wiederaufnahme von John Neumeiers „Kameliendame" die Marguerite Gautier tanzt, trägt da ein wenig zu dick auf. Später, als sie ihren Gefühlen nachgeben darf, gelingen ihr wunderbare Gesten der Empfindung. Und auch Alen Bottaini (Armand) ist diesmal nicht nur ein zuverlässiger, hochvirtuoser Partner: da stimmt jede Bewegung, die Sprünge sind von faszinierender Energie, beide Tänzer verschmelzen mit der Musik zu einer bewegenden Einheit der Emotionen.
Atmosphäre kam auf, was auch daran lag, dass die Pianisten Wolfgang Manz und Simon Murray, sorgfältig unterstützt vom Staatsorchester unter Myron Romanul, den ausgewählten Klavierstücken Chopins angemessenem Respekt erwiesen. Wie der Roman von Dumas erzählt Neumeier die Geschichte in Rückblenden. Die allzu ausgiebigen Ausschnitte aus dem Ballett „Manon Lescaut", jenem Stück, bei dem sich Armand und Marguerite kennen lernten, zählen zu den schwächeren Momenten, so sehr sich Daria Sukhorukova (Manon) und Tigran Mikayelyan (Des Grieux) auch bemühen.
Ein Höhepunkt: Ballettchef Ivan Liska in der Rolle des Vaters, der Marguerite dazu bewegt, sich von Armand zu trennen. Trotz kleinerer Einwände: Freuen wir uns, dass diese Choreographie, die zu den besten von John Neumeier zählt, nach vierjähriger Pause endlich wieder zu sehen ist.
V.B.
Wieder am 25. und 27. 2., am 11. und 13. 3. tanzen Maria Eichwald und Lukas Slavicky, am 18. und 21. 3. Séverine Ferrolier und Marlon Dino.
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