Falsche Liebe mit Herz
Diana Damrau über ihre Schwangerschaft und die heutige Premiere der Richard-Strauss-Oper „Die schweigsame Frau“ bei den Festspielen
Bei einem Konzert in St. Michael begegnet sie 2004 zum ersten Mal dem französischen Bariton Nicolas Testé. Fünf Jahre später dann funkte es in einer Aufführung von Mozarts „Don Giovanni“ in Genf. Im Mai heirateten die beiden in der Provence. Nun ist Diana Damrau schwanger. Die Aufführungen der Strauss-Oper „Die schweigsame Frau“ ist ihre letzte szenische Produktion vor der Babypause.
AZ: Frau Damrau, wissen Sie, ob es ein Bub oder ein Mädchen wird?
DIANA DAMRAU: Ein Bub, voraussichtlich. Die Geburt wird Mitte Oktober in Amsterdam sein, weil mein Mann zu dieser Zeit dort ein Engagement hat.
Wie lange machen Sie Pause?
Nach den vier Vorstellungen der „Schweigsamen Frau" gebe ich noch drei Liederabende. Dann ist vorläufig Schluss. Auf das, was folgt, bin ich gut vorbereitet: Organisation ist das Leben eines Opernsängers, sonst wäre dieser verrückte Beruf nicht zu schaffen. Nach der Geburt wird der Kleine meinen Zeitplan diktieren. Aber mit der Hilfe meines Mannes und eines Kindermädchens werde ich die Rückkehr schon schaffen.
Hat sich Ihre Stimme während der Schwangerschaft verändert?
Die Mittellage ist breiter geworden, in der Tiefe kam mehr Wärme hinzu. Aber dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen: Wenn mein Sohn da ist, wird sich vieles in meinem Körper verändern. Ich lasse mich überraschen. Anna Netrebkos Stimme wurde nach der Geburt ihres Kindes fülliger und runder.
Müssen Sie sich als Darstellerin in der „Schweigsamen Frau" nun zurückhalten?
Nicht wirklich. Es geht nicht so akrobatisch zu wie bei der Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos". Weil sich mein Zustand nicht verleugnen lässt, stehen wir dazu: Aminta ist in Barrie Koskys Inszenierung schwanger. Das gibt dem Stück eine neue Wendung: Morosus versöhnt sich nicht nur mit seinem Neffen und Erben, er bekommt auch noch ein Enkelchen dazu.
Was passiert vor diesem Happy End?
Die Hauptfigur der Oper ist etwas verkauzt wie der Alm-Öhi in „Heidi“. Sir Morosus vergönnt seinem Neffen das Erbe nicht, weil der die falsche Frau liebt. Er sagt sich: Da gründe ich noch eine eigene Familie. Der Neffe greift zum Mittel der Intrige: Aminta gibt sich als schüchterne Frau aus, Morosus heiratet sie. Dann haut sie auf den Putz und der gepeinigte Mann will sie mit allen Mitteln wieder loswerden.
Ist das nicht die Handlung von Donizettis „Don Pasquale“?
Die Geschichten sind sehr ähnlich. Ich habe auch schon die Norina in Donizettis Oper gesungen. Aber da kann man nur schwer zeigen, dass die Figur ein Herz hat. Bei der Aminta ist das viel leichter. Sie hat Mitleid mit Morosus und entdeckt seine Altersweisheit. Am Ende sagt sie: „Oh Herr, ich schwöre beim heil'gen Sakrament: Ich fühl', dass ich Euch redlich liebhaben könnt.“ Das ist die wahre Aminta.
Warum wird die Oper so selten gespielt?
Ich verstehe das nicht. „Die schweigsame Frau“ ist ein Meisterwerk mit einem wunderbaren Ensemble, das mich sehr an das „Meistersinger“-Quintett erinnert. Am Ende des zweiten Akts gibt es ein schwelgerisches Duett. Strauss spielt mit der Musik von Rossini und Monteverdi, zitiert aber auch eigene Werke.
Vor zwei Wochen sangen Sie einen Liederabend mit Harfenbegleitung. Wie kamen Sie auf die Idee?
Bei meinem Debüt bei den Salzburger Festspielen sang ich die „Stimme vom Himmel“ in Verdis „Don Carlos“. Ich war damals mit dem Harfenisten ganz weit oben über der Bühne.
Das war Xavier de Maîstre?
Ja. Er wurde er von einer Studienkollegin abgeholt. Sie stellte ihn mir als ihren Mann vor. Seitdem sind wir befreundet. Als ich wieder mehr französische Lieder singen wollte, habe ich mich mit ihm beraten. Irgendwann meinte er, dass er die Klavierbegleitung unverändert auch auf der Harfe begleiten könnte. So ist dieser Abend entstanden. Ich bin selbst überrascht, wie das sogar bei Liedern von Strauss funktioniert.
Robert Braunmüller
Premiere heute, 19 Uhr im Prinzregententheater, ausverkauft. Für die Vorstellungen am 23., 26. und 30. Juli einzelne teure Restkarten, Tel. 2185 1920