Es geht immer noch schriller
Beim Musical gilt traditionell: mehr ist mehr. Sinn macht diese Regel aber nur, wenn man sie voll durchzieht. Bei der Münchner Neu-Auflage des knallbunten Gute-Laune-Feuerwerks „Hairspray” ist das leider nicht der Fall. Requisiten gibt es so gut wie keine, das viele Rumgehüpfe ist nett, aber nicht gerade spektakulär, überraschende Einfälle bleiben aus.
Stattdessen gelingt es Regisseur Andreas Gergen, mit gnadenlos ausgewalzten Dialogen über Banalitäten und Wortspielen, die man höchstens in der Pubertät lustig findet, den Schwung aus der Szene zu nehmen. Die Geschichte ist schnell erzählt: Tracy Turnblad (Conny Braun), eine etwas zu kleine, etwas zu pummelige Schul-Göre aus Baltimore träumt im Jahr 1962 davon, neben ihrem Schwarm Link Larkin (Dominik Hees) die beste Tänzerin der beliebten „Corny Collins Show” zu sein. Nebenbei muss sie sich gegen fiese Intrigen wehren und – weil einige ihrer Freunde nur am „Negro Day” mitmachen dürfen – für Gleichberechtigung kämpfen.
Trotz der sozialkritischen Thematik sollte man leise Zwischentöne aber lieber nicht erwarten. Die Darsteller, unter ihnen „Schreinemakers ihre Schwester” Tanja Schumann, bieten Overacting vom Feinsten. Und immer wenn man denkt, es geht nicht mehr schriller, schrauben die Damen – allen voran Betty Vermeulen als exzentrische Ex-Miss – ihre Stimmen noch mal nach oben.
Richtig Spaß machen dagegen Musical-Star Uwe Kröger als korpulente Über-Mutter Edna Turnblad, bei dem man in manchen Szenen glatt vergessen könnte, dass er über zwei Stunden in der Maske sitzt, um als Frau durchzugehen, und Eugene Boateng, vor sechs Jahren Gewinner der Casting-Show „VIVA Dancestar”, als sympathisch-dreister Revoluzzer. Für ihre Fans lohnt sich der Weg ins Deutsche Theater definitiv, alle anderen sind mit den „Hairspray”-Filmen besser beraten.
Deutsches Theater, Fröttmaning, bis 22.7. außer Mo., 19 Uhr. Karten: Tel. 54 81 81 81
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