Erotische Nachhilfe
„Küss mich bitte!“, eine französische Komödie über das Chaos der Gefühle.
Eine bezaubernde Komödie ist dem französischen Autor-Regisseur Emmanuel Mouret, der auch die Hauptrolle des Nicolas spielt (siehe CinemAZ-Interview, Seite 20), mit „Küss mich bitte!“ gelungen. Er zeichnet mit leichtem Strich ein Bild von den Unwägbarkeiten der Liebe. Und meistens beginnt alles harmlos mit einem Kuss.
Und genau das weiß Emilie (Julie Gayet). Also widersteht sie der Versuchung und den Bitten Gabriels (Michael Cohen). Die beiden haben sich gerade in Nantes kennengelernt und sympathisch gefunden. Normalerweise führt das Eine an so einem Dienstreiseabend zum Anderen. Aber Emilie erzählt lieber eine Geschichte. Und die ist absurd, so abwegig, dass sie nur echt sein kann. Sie beginnt mit einem Kuss.
Dabei wollte Emilies Freundin Judith (Virginie Ledoyen), glücklich mit Claudio (Stefano Accorsi) verheiratet, nur ihrem besten Freund helfen. Dieser Nicolas (Mouret) hat nach einer gescheiterten Beziehung Sehnsucht nach körperlicher Zuneigung. Aber bitteschön nicht gegen Bezahlung. Also hilft Julie. Aber es bleibt nicht beim ersten Kuss und dem unbeholfenen Sex zwischen Freunden. Auch wenn es eine Weile dauert, bis aus der platonischen Beziehung mit gelegentlichem Beischlaf echte Liebe wird. Die ist dann umso heftiger. Was tun, wenn's brennt und Claudio nicht verletzt werden soll? Sie haben eine listige Idee. Um ihm nicht wehzutun, muss er sich schnell verlieben. Also wird Nicolas‘ Ex engagiert.
Natürlich gibt’s Komplikationen. Des einen Glück ist des anderen gebrochenes Herz. „Küss mich bitte!“ erzählt locker und doch präzise von dem Chaos, das als Leben bezeichnet wird. Subtil, ehrlich und in der Alltäglichkeit unheimlich witzig wird hier geredet, gehandelt, geliebt. Emmanuel Mouret spielt souverän mit den Erzähl- und Zeitebenen und flicht vergnüglich ein komplexes Geflecht aus all den Gefühlen, die das Leben spannend machen. Von der französischen Presse nicht zu Unrecht als legitimer Nachfolger Woody Allens und Eric Rohmers gefeiert, erweist er sich als begnadeter Kommentator des Lustspiels Leben.
Andreas Fischer
R & B: E. Mouret K: Laurent Desmet (F, 100 Min.)
Kino: ABC, Eldorado, Theatiner in OmU
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