Erotik für Frauen: Sadistischer Blümchensex

Zum Portfolio des Burda Verlags gehört seit heute auch ein Erotikmagazin für Frauen. Die Zeitschrift heißt "Ally Cat". Chefin ist die 26-jährige Ina Küper - damit ist sie die jüngste Chefredakteurin Deutschlands.
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Zum Portfolio des Burda Verlags gehört seit heute auch ein Erotikmagazin für Frauen. Die Zeitschrift heißt "Ally Cat". Chefin ist die 26-jährige Ina Küper - damit ist sie die jüngste Chefredakteurin Deutschlands.

Vibratoren sind jetzt aus Fichtenholz und ein Quicky ist besser als Geigenmusik. Themen wie diese beschäftigen Ina Küper täglich. Die 26-Jährige ist Chefredakteurin des Erotikmagazins „Alley Cat“ – seit heute wird das Testheft mit einer Auflage von 150000 Exemplaren vertrieben.

Neben „Freundin Donna“ und „Easy“ ist „Alley Cat“ das dritte Magazin, das der Münchner Burda-Verlag binnen Woche auf den Markt wirft. Und es ist das Magazin mit dem meisten Wirbel. Sex verkauft sich, aber die jüngste Chefredakteurin Deutschlands zu haben, generiert noch mehr Aufmerksamkeit. Ina Küper gibt sich natürlich glücklich in die Burda Familie aufgenommen zu werden. Ob es ihrem Kätzchen gut tut, darf noch bezweifelt werden.

„Alley Cat“ war bislang ein unabhängiges Heft. Die Idee einer 24-jährigen Studentin für ihre Semesterarbeit – die sie im Eigenverlag schließlich sechs Mal herausgab. „Alley Cat“ dreht sich um das Sexleben der 20- bis 30-Jährigen, um Träume, vor allem die unflätigen, aber auch um Klischees und wie jede damit aufräumen kann. „Frauen wollen nicht viel Sex, sondern wenn, dann qualitativ hochwertigen Sex“, klärt Küper etwa auf. Auch dass Fotos nackter Menschen, One-Night-Stand oder Sex-Spielzeug etwas für Männer seien, hält sie für ein weitverbreitetes Vorurteil, „Die eigene Lust ist für unsere Generation so selbstverständlich wie Lippenstift", sagt Küper. Sicher gebe es Unterschiede zwischen einer 18-jährigen Abiturientin und einer 35-jährigen Ärztin. „Aber in dem Alter beginnen sich Frau selbst zu entdecken."

Mit solchen Argumenten marschierte Küper vor zwei Jahren zur Sparkasse Westmünsterland. „Ich habe gesagt, guten Tag, ich möchte ein Erotikmagazin für Frauen veröffentlichen“, erinnert sie sich. Die Bankangestellte machte große Augen. Nach ein paar Schreckstunden gewährte sie der Jungverlegerin den Kredit – etwa das zehnfache ihres Einkommens als Volontärin bei der Zeitschrift „Braut und Bräutigam“. Der Freund half noch mit einem Business-Plan, Freundin Marlene beim Schreiben, die Eltern bei der Mundpropaganda, dass ihre Tochter jetzt das erste Sexmagazin für Frauen herausgibt.

15000 Exemplare verkaufte Küper zuletzt – jetzt soll mit dem Burda Verlag im Rücken die Hundertausend-Marke geknackt werden. Vor allem durch den typischen Burda-Look: Mehr Lifestyle, mehr Promis, mehr Design.

Eine „Typberatung“ nennt Küper den Relaunch, der sich durch besseres Papier und ein professionelleres Layout hervortut. Aber auch die Sexstrecken rücken näher an „Elle“, „Freundin“ und „InStyle“ heran und damit leider auch näher an den Mainstream: Neben dem Report über sexuelle Freiheit findet sich im aktuellen Heft ein Artikel, wie man sein Schlafzimmer in eine Puppenstube verwandelt. Einer Dessousstrecke mit einer üppigen Leserin in Corsage und Netzstrümpfen geht die „fabelhafte Welt von Jana Pallaske“ voraus – die ausplaudert, dass sie den Duft von Zippos mag. So weit, so schamlos. „Alley Cat“ wankt zwischen zügellosen Bilderstrecken und mädchenhaften Texten, zwischen Sadomaso und Blümchensex – für Burda ein kalkulierbares Spiel. Zumal es vorerst nur ein Heft gibt.

„Ich habe mir nie ein prall gefülltes Bankkonto gewünscht", sagt Küper, die wie ihre Freundin Marlene jetzt bei Burda fest angestellt ist. „Mir ist wichtig, dass ,Alley Cat’ sich treu bleiben darf.“ So will sie sich zwar protegieren, aber nicht reinreden lassen. „An den Luxus, selbst über Heftinhalte entscheiden zu können, gewöhnt man sich schnell.“

Ob das Kätzchen die Krallen behält ist ungewiss: Küper hat „Freundin“-Chefin Ulrike Zeitlinger zur Seite gestellt bekommen. Auch sie war mal jüngste Chefredakteurin Deutschlands, damals bei der Jugendzeitschrift „Mädchen“. Heute gibt sie auch „Donna“ heraus, ein Magazin für Frauen über 45 Jahre.

Anne Kathrin Koophamel

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