"Er ist wieder da": Hitler erobert England
München - "Er ist wieder da“ – jetzt auch in Großbritannien. Die gleichnamige Hitler-Satire des Münchner AutorsTimur Vermes entwickelt sich zum weltweiten Bestseller. Nach insgesamt 1,4 Millionen verkauften Exemplaren in Deutschland und anderthalb Jahren in der „Spiegel“-Bestsellerliste (aktuell Platz 16) stürmt das Erstlingswerk auch im Mutterland des schwarzen Humors auf die Bestseller-Listen.
Am Samstag ist es von 0 auf 1 in die Buch-Charts der angesehenen „Times“ eingestiegen und hat den heimischen Bestseller-Autor Jeffrey Archer von der Spitze verdrängt und den neuen „Brunetti“ von Donna Leon auf Platz drei verwiesen. Die AZ sprach mit dem 47-Jährigen über seinen Erfolg in England, die Verfilmung des Bestsellers und einen neuen Roman..
AZ: Ihr Hitler hat das geschafft, was der historischen Figur einst unmöglich war: Er hat England erobert. Was sagen Sie zu Platz 1 für „Look Who’s Back“ in der „Times“-Liste?
TIMUR VERMES: Schön! Jetzt müssen wir noch warten, wie sich das letztlich in Verkaufszahlen ausdrückt – aber es ist auf jeden Fall ein Indiz für einen Erfolg.
In wie viele Sprachen wurde Ihr Buch bis jetzt übersetzt?
In 38 – da sind aber auch kleine Auflagen dabei, wie zum Beispiel für Serbien-Montenegro. In Japan sind 20000 verkauft worden – und die haben sogar den deutschen Schriftzug im Hitler-Bärtchen auf dem Cover gelassen. Es scheint zu funktionieren.
Der britische Markt ist ein besonderer – ist es nicht ungewöhnlich, dass die Engländer jetzt über ein Hitler-Buch eines Deutschen lachen?
Den lustigen Hitler kennt der britische Leser besser und länger als wir. Was die Engländer für ungewöhnlich halten, ist, dass so ein Buch aus Deutschland kommt, weil wir nach wie vor als humorlose Nation gelten. Aber das ist in Auflösung begriffen – im Gespräch mit mir haben viele interessanterweise immer wieder auf die WM 2006 verwiesen und dass sie da ein ganz anderes Land kennen gelernt haben. Bis dahin hatte ich das immer für ein Klischee aus deutschen Zeitungen gehalten – aber sie sagen das tatsächlich!
Seit 2006 können die Briten also auch über deutschen Humor lachen?
Sie halten die Deutschen seitdem zumindest nicht mehr für so verknöchert. Sie haben sich damit abgefunden, dass der Deutsche Seiten hat, die man an ihm gar nicht kennt und manche von ihnen sogar sympathisch sind.
Ein ähnlicher Erfolg im angelsächsischen Raum sind bisher in der Literatur nur Bernhard Schlink mit „Der Vorleser“ oder in der Musik Nena gelungen.
Stimmt, die beiden sind mir auch eingefallen.
Wie erreicht man das?
Es war von vorneherein ein starkes Medien-Interesse da. Die Übersetzung war gut. Und mit dem Thema „Hitler“ hat man es in England einfacher als mit einem anderen Thema.
Sie haben das Buch in England präsentiert?
Ja, ich war drei Tage da, plus einen Tag in Irland. Die TV-Sender waren sehr interessiert. Ich glaube, ich habe mit jedem Kanal der BBC einzeln geredet. Sie haben zum Thema „Ist so etwas in Ordnung oder nicht?“ sogar zwei Mal eine TV-Diskussion mit der gleichen Gesprächspartnerin gemacht. Das sorgt für Gesprächsstoff – und jetzt muss man halt schauen, wie nachhaltig der Erfolg ist.
In England wird es auch ein Hörbuch geben?
Ja, und auf Polnisch und auf Ungarisch auch. Außerdem ist das Buch-Cover ein Erfolgsfaktor: Man sieht sofort, um was es geht, und die Leute neigen dazu, es anzufassen.
„Er ist wieder da“ wird von der Münchner Constantin als Kinofilm produziert. Wie weit sind da die Vorbereitungen?
Die ersten Castings haben gerade begonnen. Aber da bin ich nicht dabei, ich hab’ nur einige Videos gesehen. 2015 könnte das in die Kinos kommen – aber wann genau, weiß ich nicht, das Tempo ist schon beim Bücher schreiben schwer zu berechnen.
Apropos: Wann könnte denn der nächste Vermes-Roman erscheinen?
Zwei, drei Ideen hab’ ich schon. Die werde ich auch versuchen, schnell umzusetzen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, fünf Jahre an einem Buch zu schreiben. Vielleicht breche ich dann in vier Wochen wieder ab und such’ mir ein anderes Thema – ich weiß es nicht, ich hab’ ja nicht so viel Erfahrung im Romane-Schreiben.
Timur Vermes (47) hat für die "Abendzeitung", den "Express" und diverse Magazine geschrieben, bevor er sich aufs Verfassen von Büchern verlegte. "Er ist wieder da" ist sein erster Roman.