Emma Watson spielt für Sofia Coppola: Glitzerbegierde

Was, wenn nur noch Glamour zählt? „The Bling Ring”  von Sofia Coppola
von  Adrian Prechtel

Was, wenn nur noch Glamour zählt? „The Bling Ring” von Sofia Coppola

Es war um die Jahrtausendwende: Mark Ravenhill hatte das Theaterstück zum Zeitgeist geschrieben: „Shoppen und Ficken” – das Porträt einer jungen Generation, die politisch desinteressiert und gelangweilt endgültig im puren Materialismus angekommen war, verdrogt, vergnügungssüchtig, leer.

Als Sofia Coppola vor zwei Jahren nach einem längeren Frankreichaufenthalt zurück in die USA kam, war das für sie ein Kulturschock: Was ist der Inhalt eines amerikanischen Teenie-Lebens zwischen Hochglanz-Magazinen, Casting-Shows, Star-Twitterei, Internet-Shopping, fragte sie sich?

Beim Recherchieren stieß sie auf einen Artikel über eine Tennie-Gang, die 2009 in Promi-Villen eingebrochen war. Was wie ein Robin-Hood-Akt gegen Superreiche nach dem Motto „Die
fetten Jahre sind vorbei” wirkte oder wenigstens wie ein normaler Raub des Geldes wegen, hatte einen ganz anderen Hintergrund: Die Einbrüche waren das Gegenteil von Rebellion. Sie waren das Produkt von Wohlstandsverwahrlosung und Wertelosigkkeit, ein genüsslicher Abenteuerakt, um endlich Teil der begehrten Glamourwelt zu sein.

Coppola hat eine Realsatire auf Teenager gemacht , die nur noch die Währung Schönheit, Geld, Marken-Statussymbole kennen. Voyeuristisch begleiten wir sie in die Privattempel der Superreichen. Was man sieht, ist eine dekadente, glitzernde Edeltrash-Geisterbahnfahrt durch Edelvillen und Gemächer. Der Clou: Selbst nach ihrer Verhaftung geht die Blitzlicht-Party weiter: diesmal in den Klatschspalten über die „Bling Ring”-Bande, die jetzt selbst blitzlichtartig Stars sind, ehe sie ins Gefängnis wandern.

„Shoppen und Ficken” war vor 15 Jahren ein zynischer Abgesang. Coppola hat dieses Bild noch weiter gedreht: Narzissmus und Idealglanzbilder haben auch noch das natürliche Körpergefühl ruiniert. Der Sex ist weggefallen. Es bleibt: Konsum.

Kino: Mathäser, City (OmU), Cinema (OV)
R: Sofia Coppola (USA, 88 Min.)

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