EMA: Man fühlt den Schmerz in der Musik

Die Singer/Songwriterin EMA präsentiert im Atomic Café den melancholischen Noise-Folk ihres Debütalbums „Past Life Martyred Saints“.  
von  Sebastian Wagner

 

Die Singer/Songwriterin EMA präsentiert im Atomic Café den melancholischen Noise-Folk ihres Debütalbums „Past Life Martyred Saints“.

München - Im Mai diesen Jahres herrschte Ausnahmezustand in der wirren Welt der Musikblogs. Die Rede war nicht von jenem glattgebügelten, fröhlichen Indiepop, der die letzten Jahre den musikalischen Underground dominierte, sondern von wütenden, sperrigem Noise-Folk. Aufgenommen wurde er von der amerikanischen Künstlerin EMA, die schon im Jahr zuvor mit ihrem 7-minütigem Epos „The Grey Ship“ auf sich aufmerksam machte.

Bevor an diesem Abend aber die junge Frau mit ihrem Bandkollegen auf die Bühne tritt, muss sie Platz machen für Ganglians – die für eine echte Überraschung sorgen. Ganglians, das sind vier junge Männer, die Indie-Folk irgendwo im Bereich zwischen Grizzly Bear und Vampire Weekend machen. Dennoch hat man an keinem Punkt des Abends das Gefühl, dass sich die Musiker selbstsüchtig bei ihren Vorbildern bedienen. Im Gegenteil: Wenn die vier Kalifornier in verträumte Gesangsharmonien verfallen, die alles Weltliche vergessen lassen, dann darf Noah Benjamin Lennox alias Panda Bear stolz darauf sein, dass Ganglians ihm damit ihren höchsten Respekt erweisen. Die Studioalben von Ganglians leiden zwar etwas an der mageren Produktion, das Potenzial zur Weltklasse hat diese Band dennoch und dürfte so manchem traditionellen Indiepublikum besser als der Mainact gefallen haben.

Die Umstellung von Ganglians zu EMA ist radikal: Hier lebendiger Uptempo-Indie, dort langsamer, bedächtiger Noise. Man muss nur das Gesicht von Erika M. Anderson beim Singen beobachten und man fühlt, wie viel Schmerz in ihrer Musik steckt. Der musikalische Trip an diesem Abend fühlt sich an wie eine große Stagnation. Man spürt die Verzweiflung, aber keine Hoffnung. Daher genießt man die melancholischen Töne der E-Violine, die folkigen Gitarrenklänge und die verletzte Stimme.

Leider ist der Sound an diesem Abend für Atomic-Verhältnisse eher mittelmäßig. Der dröhnende Bass übertont oft die anderen Instrumente und lässt den Klang in einen dumpfen Matsch absinken. Keine weiß, wo die Reise mit EMA geht. Ein weiteres solches Album kann sie unmöglich aufnehmen, schon auf „Past Life Martyred Saints“ konnten einige Songs nicht mit den Meistenwerken „The Grey Ship“ und „California“ mithalten.

Man darf gespannt sein, ob diese Musik einen Lebensabschnitt festhält oder ein Abbild eines kompletten Lebens darstellt.

 

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