Element of Crime - Thielemann im 3/4-Takt
Ein herzliches Wiedersehen im kleinen Kreis: Element of Crime, die Meister der gepflegten Melancholie um den Sänger und Erfolgsautor Sven Regener („Herr Lehmann“, „Neue Vahr Süd“), spielten in München gleich zwei Geheimkonzerte vor geladenem Publikum.
Zwei Geheimkonzerte in München: Zuerst im Atomic Café, am Samstag dann im Studioclub von Bayern2. Seit bald 25 Jahren reift die Band wie ein großer Rotwein und wird tatsächlich immer besser. Gerade ist – nach „Mittelpunkt der Welt“ von 2005 – ihr neues Studioalbum „Immer da wo du bist bin ich nie“ erschienen (AZ berichtete), und offenbar ist auch die Band richtig durstig auf Live-Auftritte. So entspannt, souverän und zugleich hochkonzentriert steht nur auf der Bühne, wer sich seiner Sache absolut sicher ist.
Gitarrist Jakob Ilja brillierte mit herrlichen Bottleneck-Soli auf der halbakustischen Gretsch, Drummer Richard Pappik zappelte sich stückeweise so in Ekstase, als wollte er zum Joe Cocker unter den Schlagzeugern werden – und Regener, der Dichter mit der schluffigen Knuddelbär-Erotik, nähert sich nicht nur vom musikalischen Qualitätslevel, sondern auch phänotypisch Christian Thielemann an.
Von den neuen Stücken waren alle wunderbar, am schönsten vielleicht „Kaffee und Karin“ im lustigen 3/4-Takt; bei den älteren Songs freuten sich alle Beteiligten am meisten über „Delmenhorst“ und „Bring den Vorschlaghammer mit“. Nach einer Stunde erklatschte das hingerissene Publikum drei Zugaben, Regener riss die Fäuste in die Höhe und jubelte mit: „Na also, geht doch!“
Michael Grill
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