Element of Crime: Große Romantik am Kasernenhof

Der Tonhalle zum Trotz: Element of Crime machen Herzen und Hirne glücklich
von  Abendzeitung

Der Tonhalle zum Trotz: Element of Crime machen Herzen und Hirne glücklich

Was hat es wohl zu bedeuten, wenn 2000 Menschen gemeinsam und freudestrahlend eine Zeile wie „Und dann kommt gleich Getränke Hoffmann“ singen? – Dann sind wir musikalisch in „Delmenhorst“, ein Ort, an dem alles gut wird. Ganz große Romantik, eine gute Show und eine besonders gelungene Songauswahl aus 25 Jahren Bandgeschichte machten beim Auftritt von Element of Crime Herzen und Hirne glücklich.

Dennoch wurde auch klar, warum Fans auf der Webseite der Band heftig über den Auftrittsort Tonhalle diskutiert hatten: Der Sound war – vor allem am Anfang – breiig und stumpf, die Sicht in weiten Teilen der ausverkauften alten Fabrikhalle schlecht. Das ist eigentlich Gift für eine Band, deren Musik Intimität und Konzentration braucht, um wirken zu können – wo bleibt Münchens Konzertsaaldebatte für Rock-Pop-Locations mittlerer Größenordnung?

Doch nach dem Aufwärmen mit dem Ösi-Songwriter Florian Horwath, der singt wie ein verhungerter Neil Young, aber trotzdem eine kantige Version von Norman Greenbaums „Spirit In The Sky“ im Programm hat, spielten Element of Crime einfach über alle Probleme hinweg.

Nach dem Einstieg mit der aktuellen CD (inklusive einem buchstäblich glutroten „Am Ende Denk Ich Immer Nur An Dich“), einer Mini-Sammlung ihrer intensivsten Songs („Du Hast Die Wahl“, „Immer Unter Strom“), einem dramatischen „Damals Hinterm Mond“ in eiskalter Psycho-Ambient-Version, einem ganzen Block uralter englischsprachiger Titel (mit „Don’t You Smile“) konnte man gelöst zur Party übergehen („Immer Da, Wo Du bist...“). Zwar bläst Sven Regener immer noch mit sympathisch-verzweifelter Hingabe seine Kasernenhof-Trompete, und das Ganze kam auch mit vier Zugaben (Abschluss: „Der Weiße Hai“) auf gerade mal knapp zwei Stunden Spielzeit, doch so kompakt und gefühlvoll muss man diese zerbrechlichen Songs erst mal auf die Bühne bringen.

Michael Grill

Zusatztermin in der Tonhalle am 10.2.; es gibt noch Tickets

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