Eleganter Alleskönner
In der ausverkauften Philharmonie präsentiert sich Roger Cicero als souveräner Entertainer. Zwei Stunden beherrscht er und seine Band das Publikum. Dabei zeigte er sich als Anti-Mario-Barth. In einem Wort: Stilsicher.
Zwischen der elfköpfigen BigBand führt eine beleuchtete Treppe auf die Bühne hinunter, und Roger Cicero schreitet sie mit der Eleganz eines Showmasters alter Schule herab. Bläser und Schlagzeug vereinigen sich zu einem krachenden Swing-Rhythmus, die ausverkaufte Philharmonie kreischt verzückt: Beim Konzert von Roger Cicero ist nicht nur sein Hut eine Mischung aus Frank Sinatra und Justin Timberlake.
Sogar witzig der Mann
Nach allen Regeln der Auftrittskunst bestreitet der 37-Jährige den Abend. Die aktuelle Single "Die Liste" macht den schmissigen Anfang, am Ende steht - natürlich - der Grand-Prix-Titel " Frau'n regier'n die Welt". Dazwischen zwei Mal eine Stunde mit einer exzellenten Band, deren minutenlange Soli begeistert gefeiert werden, und einem Sänger, der seine Stimme immer besser beherrscht. Auch die ganz hohen Lagen meistert Cicero mühelos, selbst beim Prince-Cover "How Come You Don't Call Me Anymore?". Er legt ein paar Mambo-Schritte aufs Parkett, scattet, greift selbst in die Tasten, geht singend durch die Reihen und macht Ansagen, deren Witz tatsächlich zündet - eine absolute Seltenheit in einer Branche, in der viele Stars gut daran tun, den Mund nur zum Singen aufzumachen.
Viele der Ansagen beziehen sich wie die Songtexte auf den alten Geschlechterkampf. Wahrhaftig kein neues Thema, aber hier verweigert es sich doch zumindest ein paar Klischees. Man könnte sagen, Roger Cicero ist das Gegenteil von Mario Barth - in absolut jeder Hinsicht, von der grauen Smokinghose bis zur coolen und stilsicheren Darreichungsform von Humor. Dafür gab es Standing Ovations und vielerorts neue Verabredungen unter den Zuschauern: Für das kommende München-Konzert am 30. Juni.
Julia Bähr
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