Einfach Glück gehabt
Mit 16 Jahren gewann die britsche Soulsängerin Joss Stone ihre ersten nationalen Musik-Preise, seitdem ist sie fest im Popgeschäft verankert – und ungeheuer Produktiv. Diesen Freitag erscheint das fünfte Solo-Album der mittlerweile 24-Jährigen. Und Dave Stewart und Mick Jagger haben die Sängerin zu sich in ihre neue Band SuperHeavy geholt – sicher nicht nur wegen ihres Nachnamens.
AZ: Miss Stone, Ihr fünftes Album trägt den Titel „LP1”, warum?
JOSS STONE: Für mich stellt der Titel eine Feier meiner Freiheit dar. Ich habe mich von meiner früheren Plattenfirma gelöst und kann jetzt endlich machen, was ich will. Das ist also ein sehr persönlicher Titel für mich.
Dafür haben Sie ein eigenes Plattenlabel, Stone’d Records, gegründet.
Ich hoffe, dass die Rechnung aufgeht. Es macht jedenfalls sehr viel mehr Spaß, auf diese Weise Musik zu machen. Du stehst weniger unter Druck. Du bist nicht gezwungen, etwas an einem bestimmten Tag oder in einem bestimmten Stil zu machen. Ich kann machen, was ich für richtig halte, ohne von irgendwelchen Leuten zurechtgewiesen zu werden, als ob ich ein kleines Mädchen wäre.
Ist Stone’d Records, der Name Ihres Plattenlabels, ein Hinweis auf Ihre Vorliebe für Marihuana?
Tatsächlich ist es nicht so ernst gemeint. Das ist einfach nur ein frecher kleiner Name für ein Label. Ich habe auch schon eine Band unter Vertrag, sie heißt Yes Sir Boss. Eine sehr spielfreudige, erdige Ska-Band aus Bristol. Sie verbindet – wie LaBrassBanda aus Bayern – Balkan-Brass, Volksmusik und Ska. Yes Sir Boss klingen so ähnlich. Sehr tanzbar, wahre Party-Musik. Mit meinem Label kann ich dafür sorgen, dass sie auf der sicheren Seite sind. Darum geht es mir bei der Gründung von Stone’d Records. Jeder Künstler, der jemals bei uns zur Tür hereinkommt, kann sich sicher sein, dass er genau das ausleben darf, was er ausleben möchte.
Sie haben Ihre neue Freiheit sofort genutzt, um eine neue musikalische Richtung einzuschlagen.
Auf jeden Fall. Als ich mich auf den Weg nach Nashville begeben habe, wusste ich noch gar nicht, was da passieren könnte. Das hat sich einfach so ergeben. Dave Stewart war im Grunde derjenige, der die musikalische Richtung vorgeschlagen hat. Das neue Album klingt wesentlich dramatischer und rockiger, mehr nach Nashville. Aber das war cool, ich musste überhaupt nicht darüber nachdenken. Wir haben lediglich einen Raum betreten, haben sicher gestellt, dass alle mit Mikrofonen versorgt sind, und haben Musik gemacht.
Hat die Umgebung von Nashville den Stil beeinflusst?
Ich finde ja. Und natürlich die beteiligten Musiker, die alle in Nashville leben. Die leben und atmen diese Musik. Und natürlich transportiert alles, was sie spielen, dieses Gefühl. Diese Typen sind großartig. Sie sind unglaublich schnell und kommen sofort auf den Punkt.
Sie sind neben Mick Jagger, Dave Stewart, Damian Marley und dem indischen Filmkomponisten A.R. Rahman auch auf dem Debüt des neuen Bandprojektes SuperHeavy zu hören, das Mitte September veröffentlicht werden soll. Wie kam es dazu?
Auch da war Dave derjenige, der mich anrief und meinte: „Hey, das dürfte interessant werden. Willst du nicht vorbeikommen?” Und ich sagte nur: „Ja, super. Ich komme.” Das war alles. Wir denken nicht groß über solche Dinge nach, wir machen sie einfach. Das SuperHeavy Album haben wir bereits vor meinem Album aufgenommen. Es deckt ein breites musikalisches Spektrum ab, bei dem auch Reggae eine Rolle spielt.
Sie haben in der Vergangenheit auch schon mit Leuten wie James Brown, Solomon Burke, Jeff Beck und Ringo Starr zu tun gehabt. Was ist das für ein Gefühl?
Ich denke, dass ich unglaubliches Glück habe. Ich weiß nicht, wie und warum ich dazu komme. Aber offensichtlich klappt es irgendwie immer wieder. Ich bin einfach ein lucky girl.
Sie haben inzwischen sogar Erfahrungen in einer kurzen Ehe gesammelt, die schnell wieder annulliert wurde. Und zwar als vierte Ehefrau von Heinrich VIII.
Ja, ich war Anna von Kleve in der TV-Serie „Die Tudors”. Anna von Kleve soll ja ziemlich hässlich gewesen sein.
Da ist es ja schon etwas merkwürdig, dass ausgerechnet Sie für die Rolle genommen wurden.
Oh, vielen Dank für das Kompliment. Ich glaube, dass sie mich haben wollten, weil ich recht gewöhnlich aussehe. Außerdem war ich zu der Zeit ein kleines bisschen pummelig.
Sie waren zur Hochzeit von Prince William und Kate Middleton geladen. Dazu hätte Ihr Anna-von-Kleve-Kostüm doch gut gepasst, oder?
Darüber habe ich tatsächlich nachgedacht. Aber das wäre vermutlich doch etwas zu viel des Guten gewesen.
Wie sind Sie eigentlich zu der Einladung gekommen?
Ich denke, dass sie mich einfach aus Nettigkeit eingeladen haben.
Offenbar stehen Sie sich recht nahe?
Nun, ich stehe nicht etwa auf ihrer Gehaltsliste. Und ich treffe sie auch nicht an jedem Freitag im Pub. Aber ich kenne sie und sie sind sehr freundlich und nett. Und auch sehr witzig.
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