„Einen Liter Wodka auf ex“

Die deutschen Swing-Popper Alex Christensen und Oscar Loya verraten, wie sie den Eurovision Song Contest in Moskau gewinnen wollen - und wie sie sich die Groupies teilen. Ein AZ-Interview mit dem Hamburger Produzenten und dem kalifornischen Sänger.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Die deutschen Swing-Popper Alex Christensen und Oscar Loya verraten, wie sie den Eurovision Song Contest in Moskau gewinnen wollen - und wie sie sich die Groupies teilen. Ein AZ-Interview mit dem Hamburger Produzenten und dem kalifornischen Sänger.

Es ist Grand-Prix-Woche! Heute beginnen die Halbfinals für den Eurovision Song Contest (ESC), am Samstag ist Finale. Deutschland wird vertreten von dem Duo Alex Christensen und Oscar Loya, die als Alex Swings Oscar Sings das vom Swing inspirierte Werk „Miss Kiss Kiss Bang“ vortragen. Der Hamburger Produzent (42) und der kalifornische Sänger (29) wollen den ersten deutschen Sieg seit 1982 erringen. Optisch abgerundet wird ihr Auftritt durch die Ausdruckstänzerin Dita von Teese (36).

AZ: Herr Christensen, Herr Loya, gewinnt Deutschland diesmal?

ALEX CHRISTENSEN: Natürlich gewinnt Deutschland – wenn es nach uns geht. Aber das entscheidet immer noch das Publikum.

Warum hat Deutschland so viele Jahre nichts gewonnen?

C.: Da gibt’s viele Gründe. Wir müssen uns vielleicht mal fragen: Sind wir gute Nachbarn? Die Osteuropäer stimmen immer füreinander.

Die Musik spielt auch eine Rolle – Deutschland hat seit Jahrzehnten den Ton der Zeit nicht getroffen.

C.:Die letzten deutschen Teilnehmer haben überwiegend Deutsch gesungen. Deutsch ist als Sprache in der Popmusik einfach noch nicht sehr etabliert. Jetzt haben wir einen internationalen Song, der gut in die Grand-Prix-Historie passt: große Showtreppe und ein bisschen gaga.

Osteuropa wird immer wichtiger bei den Votings – haben Sie beim Songschreiben daran gedacht?

C.: Als Autor bin ich wohl einer der wenigen Deutschen, der großen Erfolg in Osteuropa hat. In Russland habe ich Platin geholt. Ich denke bei meinen Projekten immer international.

Auch wenn „Miss Kiss...“ ein internationaler Titel ist – Swing war kein Straßenfeger in den letzten 50 Jahren.

C.: Eigentlich ist es ein Euro-Dance-Song mit Swing-Elementen. Es wäre vermessen zu behaupten, wir würden klassischen Swing machen.

Er bleibt ungewohnt für die Ohren.

C.: Es ist sicher ungewöhnlich, richtige Trompeten in einem Dance-Song zu haben. Wir sind die Einzigen, die mit solcher Musik antreten. Wir fallen auf, weil wir anders sind.

Sind Sie froh, direkt fürs Finale qualifiziert zu sein und nicht wie die kleineren Länder in Halbfinals zu müssen?

C.: Schon auch. Aber ich sehe es eher als Wettbewerbsnachteil für uns. Es hat etwas Arrogantes, wenn man im Gegensatz zu anderen gleich ins Finale kommt.

Herr Loya, Sie sind Musicaldarsteller. Wie haben Sie den Wechsel in die Popwelt erlebt?

L.: Beim Musical würde ich nur weiter Rollen spielen. Ich hatte aber Lust, meinen eigenen Sound zu finden und mich selbst zu präsentieren. Ich bin absolut glücklich, jetzt diese Chance zusammen mit Alex zu bekommen.

Wie kamen Sie eigentlich zusammen?

L.: Viele Leute aus dem Musikgeschäft in München kennen mich. Eines Tages wurde ich Alex vorgestellt – und dann haben wir noch am selben Tag den Song aufgenommen.

C.: Ich habe jemanden gesucht, der zu dem Song passt, der ihm Seele geben kann.

Herr Loya, Sie kommen aus Kalifornien und leben in München. Das kann man an einem bayerischen Regentag nur schwer nachvollziehen.

L.: München ist mein Zuhause. Ich habe hier meinen Freundeskreis, meinen Partner, meinen Hund. Ich lebe in der Nähe vom Viktualienmarkt und liebe diese Stadt.

Sie leben offen in einer schwulen Beziehung. Kann das heute noch Nachteil für eine Karriere sein?

L.: Ich finde Schwulsein völlig normal und mache mir da gar keine Gedanken. Ich habe meinen Partner seit fünf Jahren.

Sie sind ja der Typ feuriger Latin Lover. Wie man lesen konnte, machen Sie am liebsten Spieleabende. Wie das?

L.: Ich wurde in einem Interview zum Thema Familie gefragt, ob ich Monopoly spiele und sagte ja. Das wurde dann völlig übertrieben dargestellt.

C.: Wir haben ihn natürlich damit aufgezogen. Aber er feiert auch gerne und geht aus.

L.: Ich bleibe der Latin Lover!

Gibt’s auch männliche Groupies auf Tour?

L.: Also, in Barcelona waren ganz viele. Und in Amsterdam noch mehr.

Immer alle brav abgewiesen?

L.: Ja, also…

C.: Ich bin jedenfalls eher für weibliche Groupies zuständig. Wir teilen uns das auf und geben so 100 Prozent.

Herr Christensen, Sie haben über 100 Millionen Platten verkauft. Woran erkennen Sie, was ein Hit wird?

C.: Man muss es spüren, mit dem Herzgefühl. Wenn dich etwas berührt, dann ist es gut und dann muss man es auch so machen. Herzgefühl ist übrigens etwas anderes als Bauchgefühl.

In Ihren Songs geht es um den „schönsten Arsch der Welt“, „Doktorspiele“ oder Sprüche wie „Du bist so Porno“. Ist das Spaß oder Provokation?

C.: Ich arbeite mit beidem durchaus gezielt. Aber in diesen Songs ist nicht ein einziges böses Wort, es sei denn, man hält „Arsch“ für eins...

Ihre Kritiker werfen Ihnen eher vor, überflüssigen Musikmüll zu produzieren.

C.: Ich sehe das mit Humor, und es gibt offenbar viele Menschen, die es auch so sehen. Wenn eine Frau singt „Du hast den schönsten Arsch der Welt“, dann hat das Charme und Augenzwinkern…

Lampenfieber vor Moskau?

L.: Klar.

Wenn’s aber schiefgeht?

C.: Dann sag’ ich mir: Einer musste ja versuchen, im Dunkeln das Licht anmachen. Dann müssten wir uns halt schütteln und wieder aufstehen – das ist das Wichtigste.

Und wenn’s klappt?

C.: Ich bin der Erfinder des Wodka-Humpens, weil ich als DJ mein Getränk im Literkrug haben wollte. Wenn wir gewinnen, werde ich zusammen mit Oscar einen Wodka-Humpen exen. Und dann schauen wir mal, was passiert.

Michael Grill

1. Halbfinale heute (Phoenix, 21 Uhr); 2. HF Do (NDR, 23 Uhr); Finale Sa (Das Erste, 21 Uhr)

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.