Eine ziemlich wilde Tour durch Venedig

Opernfestspiele: Joyce DiDonatos Liederabend im Prinzregententheater
Christa Sigg |
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Joyce DiDonatos Liederabend im Prinzregententheater

Bühnentiere sind manchmal schrille Vögel. Aber für eine knallenge Robe in sehnervtorpedierendem Pink-Grün-Gelb-Blau braucht’s dann doch eine Extraportion Schneid. Zumindest, wenn man sie beim erlesenen Liederabend trägt. Genauer betrachtet war der Aufzug allerdings so wild wie das Programm: Joyce DiDonato, die das Staatsopernpublikum erst vor ein paar Tagen mit ihrer Cenerentola um den Finger gewickelt hatte, schipperte samt David Zobel, ihrem gefühligen Mann am Klavier, nach Venedig. Mit Vivaldi natürlich, Rossini, viel Fauré, Reynaldo Hahn und – das muss bei uns wohl sein – verirrtem Schubert und Schumann.

Es gibt sinnfälligere Zusammenstellungen, keine Frage, doch so ratlos man dieser Folge gegenüberstand, so sehr überzeugte DiDonato dann doch durch ihre Kunst. Wahrscheinlich kann sich die selbst ernannte Yankeediva eh alles erlauben. Ihre Technik ist fabelhaft, die Indisposition, für die sich sich immer wieder entschuldigte, war im Grunde nicht zu hören. Allenfalls, wenn’s auf weite Bögen ankam wie in den Fauré-Liedern („C’est l’extase”, „Mandoline”). Die ging sie eine Spur zurückhaltender an, als man das von ihr gewohnt ist. Und auch das Forte kam wohldosiert, was genauso als besonders kultiviert gelten kann. Wenn’s drauf ankam, konnte DiDonato trotzdem mächtig auffahren und blitzschnell in ein allerzartestes Pianissimo wechseln (Rossinis „Anzoleta dopo la regata”).

Überhaupt ist die Stimme von einer sagenhaften Modulationsfähigkeit. Deshalb liegt dieser Sängerin gerade Rossini so gut in der Kehle. Doch die „Tre Canzonette in dialetto veneziano” hätten auch ohne „Bin ich nicht ein kesses Biest”-Gehabe bestens funktioniert. Schon mit den ersten Tönen ihrer kleinen Geschichten und Dramen transportiert Di Donato den Gehalt, die Emotionen und Befindlichkeiten.

Ausgerechnet mit Vivaldi drang sie ganz in die Tiefe. Das „Onde chiare che sussurrate” aus dem „Ercole” und erst die Zugabe aus einer unveröffentlichten Barock-Compilation gingen ganz ans Eingemachte. Da war das „Somewhere over the Rainbow” dann grad egal. Denn das Prinze stand sowieso längst Kopf. 

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