Eine unendliche Geschichte?

Bayreuth steht vor einer Zäsur: Am 31. August, tritt der seit 1951 regierende Patriarch Wolfgang Wagner zurück. Am Montag berät der Stiftungsrat über die Nachfolge. Wie der Stiftungsrat wahrscheinlich entscheidet und wie es dann weitergeht
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Bayreuth steht vor einer Zäsur: Am 31. August, tritt der seit 1951 regierende Patriarch Wolfgang Wagner zurück. Am Montag berät der Stiftungsrat über die Nachfolge. Wie der Stiftungsrat wahrscheinlich entscheidet und wie es dann weitergeht

Die mäzenatische „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“ hat sich schon festgelegt: Ihr Vorsitzender Karl Gerhard Schmidt unterstützt Katharina und Eva Wagner-Pasquier. „Man kann immer seine Meinung ändern, ich habe aber nicht den Eindruck, dass ich sie ändern muss“, sagte er am Freitag.

Das sind schon zwei von 24 Stimmen für die beiden Halbschwestern. Im Stiftungsrat der Festspiele sind neben den Mäzenen der Freistaat Bayern, die Stadt Bayreuth, fränkische Institutionen und die Familie Wagner vertreten. Die meisten Mitglieder dürften sich an den Beschluss von 2001 gebunden fühlen, der Eva Wagner-Pasquier zur Nachfolgerin kürte, wegen des ausbleibenden Rücktritts ihres starrsinnig-schlauen Vaters jedoch ohne Folgen blieb.

Dem ist es nun gelungen, sein eigentliches Ziel auszusitzen: Katharinas Chancen auf die Festspielleitung sind seit der Versöhnung der Schwestern gestiegen, obwohl sie wegen ihrer nassforschen Vorgangsweise vom Stiftungsrat kritisch gesehen wird. Auch ihr Regietheaterkurs gilt dort als nur mäßig beliebt.

Nike Wagner hat wohl nur geringe Chancen. Die besten Zeiten ihres zuletzt mit ins Boot geholten Kompagnons Gérard Mortier sind schon länger her. Dessen Idee, Bayreuth neben der New York City Opera zu leiten und damit das Ansehen dieses zweitklassigen Hauses zu mehren, war gewiss auch nicht besonders hilfreich. Vor allem spricht das Ticken der biologischen Uhr gegen das Duo: Es hätte wegen der bis 2015 fixen Vorplanung erst in einem Alter etwas zu sagen, das unangenehm an Wolfgang Wagners ewige Gerontokratie gemahnt.

Ein Kompromiss der beiden Konzepte mit einem intellektuellen Austragsstüberl für Nike ist nicht ganz auszuschließen, zumal Toni Schmid, der Vorsitzende des Stiftungsrats, die Ähnlichkeit der Papiere betont. Möglicherweise entscheidet auch die rhetorische Tagesform, da beide Konzepte mündlich vorgestellt und erläutert werden.

Selbst wenn sich der Stiftungsrat am Montag auf eines der beiden Bewerber-Paare festlegen sollte, müssen noch Inhalt, Dauer und Dotierung der Intendanz geregelt werden. Einen Vertrag auf Lebenszeit, wie ihn Wolfgang Wagner 1987 erhielt, würde nach den Erfahrungen wohl nicht einmal Richard Wagner bekommen, wenn er am Montag plötzlich erschiene. RBR

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