Eine rundherum späte Erfüllung

Ohne Highschool-Abschluss an die Uni, vom Lehrer zumWeltbestseller und Salonlöwen: Frank McCourt hatte eine ungewöhnliche Karriere hinter sich, am Sonntag starb er im Alter von 78 Jahren
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Ohne Highschool-Abschluss an die Uni, vom Lehrer zumWeltbestseller und Salonlöwen: Frank McCourt hatte eine ungewöhnliche Karriere hinter sich, am Sonntag starb er im Alter von 78 Jahren

Die Erinnerungen an seine bitterarme, irische Kindheit ändert sein Leben: 30 Jahre hatte Frank McCourt als Lehrer gearbeitet und nebenbei als Hobbyautor geschrieben, als die Veröffentlichung von „Die Asche meiner Mutter“ 1996 weltweit Millionen Leserherzen rührte. Aus dem bescheidenen Rentner wurde so ein veritabler (Literatur) Salonlöwe, der die Welt bereiste und es trefflich verschmerzen konnte, dass die Nachfolgeromane nie wieder die Qualität und den Erfolg seines großes Debüts erreichten.

Am Sonntag starb Frank McCourt im Alter von 78 Jahren in New York an Krebs. Sein Bruder Bruders Malachy hatte schon am Freitag jede Hoffnung aufgegeben, der Autor war zuletzt schwer krank gewesen. Er litt an Meningitis und wurde wegen Hautkrebs behandelt.

„Die Asche meiner Mutter“ wurde 1996 zunächst nur in einer Erstauflage von 25 000 Stück gedruckt, bevor es ein in 40 Sprachen übersetzter und schließlich von Allan Parker verfilmter Weltbeststeller wurde. Die Geschichte des familiären Elends aus dem irischen Limerick rührte zu Tränen. McCourts Vaterwar Alkoholiker und versoff das wenige Geld der Familie. Drei von McCourts sieben Geschwistern starben, „im Kampf der McCourts gegen Gott steht es vier zu drei für uns“, sagte der Autor, der in der Jugend fast einer Typhus- Erkrankung zum Opfer gefallen wäre.

„Schlimmer als die gewöhnliche armselige Kindheit ist die armselige irische Kindheit und noch schlimmer ist die armselige irische katholische Kindheit“, heißt es zu Beginn des Romans, der es in der ZDF-Sendung „Unsere Besten – Das große Lesen“ auf Platz 28 schaffte. Die Fortsetzung „Ein rundherum tolles Land“, das seine Rückkehr nach New York schildert, wurde nicht mit dem gleichen Enthusiasmus aufgenommen.

Bereits als 14-Jähriger hatte McCourt in Irland die Schule verlassen. Er war aber begeisterter Leser und erwarb sich autodidaktisch eine breite literarische Bildung. Während des Korea-Kriegs diente er bis 1953 in den US-Streitkräften.

Anschließend konnte er aufgrund „GI-Bill“, die dieWeiterbildung für ehemalige Soldaten ermöglichte, in New York Literaturwissenschaft studieren. Seine Zeit als Englischlehrer an der elitären Stuyvesant High School thematisierte er in seinem Lehrer-Roman „Tag und Nacht und auch im Sommer“. Eine besondere Erfahrung hat er aus dem Klassenzimmer mitgenommen. Am letzten Tag seiner Laufbahn rief ihm ein Schüler nach: „Sie sollten ein Buch schreiben.“ „Ich probier’s“, antwortete Frank McCourt.

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