Eine Hommage an The Judds

Die Geschichte des Mutter-Tochter-Duos The Judds wirkt, als ob ein Drehbuchautor ein überzeichnetes Showbiz-Drama geschrieben hätte. Naomi Judd bekam mit 18 Jahren Tochter Wynonna, der Kindsvater verabschiedete sich per Telefon, sie zog das Kind in schwierigen Verhältnissen groß. Da sie gemeinsam gut singen konnten, versuchten Mutter und Tochter in Nashville ihr Glück, ergatterten prompt einen Plattenvertrag - und wurden einer der erfolgreichsten Country-Acts der Achtziger. Doch im Triumph war der Niedergang schon angelegt: Die beiden zankten sich, die Tochter kämpfte mit krankhafter Völlerei und Prasserei, die Mutter mit schweren Depressionen, und als sie 1991 an Hepatitis C erkrankte, musste sie sich aus dem Musik-Business zurückziehen. Es folgten noch vereinzelte Reunion-Tourneen, 2022 nahm sich Naomi Judd nach jahrzehntelanger psychischer Krankheit das Leben.
Von der Magie junger Liebe
Was von dieser traurigen Geschichte bleibt, sind die Songs. Die würdigen nun Country-Sänger und Popstars wie Gwen Stefani mit "A Tribute To The Judds". Die Beteiligten verzichten auf Experimente und Stilbrüche und vertrauen auf die musikalische Qualität der 14 überaus lebensnahen Country-Nummern, die seinerzeit von Songwritern wie Paul Kennerley geschrieben wurden.
So wird nochmal die Magie junger Liebe beschworen in "Mama He's Crazy", hier gesungen von Dolly Parton und Lainey Wilson, sowie in "Young Love (Strong Love) von Ella Langley und Jamey Johnson. In "Girls Night Out" hauen gleich vier Mädels auf den Putz - Reba McEntire, Carly Pearce, Jennifer Nettles und Gabby Barrett. Im arg konservativen "Grandpa" beschwören Cody Johnson und Sonya Isaacs den Opa als Kronzeugen dafür, dass früher alles besser war.
Die schlichte Musik der Achtziger
Und wer vergessen hat, wo die Country Music spielt und wie sie zu ihrem Namen kam, höre Rob Ickes, Trey Hensley und Molly Tuttle zu, wie sie den "John Deere Tractor" und die Vorzüge des Landlebens besingen. Das Tribute-Album demonstriert, mit welch schlichten, eindimensionalen und oft biederen Texten in den Achtzigern ein riesiges Country-Publikum zu erreichen war. Aber eben auch, wie grundsolide und eingängig die Musik dazu gebaut wurde. Und Megan Moroneys Version des Hits "Why Not Me" hat im Vergleich zum Original sogar den Vorzug, dass einige Sound-Verfehlungen der Achtziger inzwischen überwunden sind.
"A Tribute To The Judds", erschienen bei BMG Rights Management