Eine höchst zärtliche Entschleunigung

Uraufführung mit transsexuellen Cowboys: Thomas Schmausers „Du mein Tod” im Werkraum der Kammerspiele
Mathias Hejny |
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Uraufführung: Thomas Schmausers „Du mein Tod” im Werkraum der Kammerspiele

Thomas Schmauser ist der richtige Mann, wenn es um Außenseiter, Psychopathen oder schräge Zeitgenossen geht”, lobt ein Kino-Portal im Internet. Das 40-jährige Ensemblemitglied an den Kammerspielen spielt die Außenseiter nicht nur im Film, sondern erzählt von ihnen auch mit intensiver Zuneigung, wenn er selbst Dialoge schreibt und Theater inszeniert. Im Werkraum ist die Uraufführung von „Du mein Tod” zu sehen, Schmausers „Paraphrase" des Dokumentarfilms „Southern Comfort”. Darin porträtierte 2000 die amerikanische Filmemacherin Kate Davis ein Transsexuellen-Paar: Robert Eads, einst als Mädchen geboren, und Lola Cola, die als Junge auf die Welt gekommen war.

Überschattet ist alles vom bevorstehenden Tod Roberts. Nach Hormonkuren und Brustamputationen sind nur noch die Eierstöcke erhalten, und das letzte, was in ihm noch Weiblich war, ist vom Krebs befallen und wird ihm den Tod bringen. Für die weite Hügellandschaft Georgias, beherrscht von harten Jungs und dem noch härteren Ku-Klux-Klan, baute der Regisseur ein roh gezimmertes Gatter. Bei geöffnetem Tor hat man Einblicke in Roberts „Familie”, zu der auch ein jüngeres Pärchen aus der Transsexuellen Max (Barbara Dussler) und der lesbischen Cas (Morgane Ferru) gehört.

Energiezentrum des zärtlich entschleunigten Abends ist die aus Berlin gastierende Ursula Werner. Sie ist ein stämmiger, kluger Cowboy und – „yihaa!” – ein Mann, der die Frauen liebt. Peter Brombacher enthüllt erst nach und nach, dass es auch die stille Lola faustdick hinter den Ohren hat. Vom einsetzenden Sterben ihres Bob ist sie aber überforderter als der selbst. Zum energetisch gezupften Gitarrensound von Ivica Vukelic, mit weisem, leisem Witz und gestützt von einem Rollator dreht Robert seine letzten Runden auf der Koppel.

Werkraum der Kammerspiele, heute, 22. Mai, 8. und 29. Juni, 20 Uhr, Telefon 23396600

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