Eine hart erkaufte Minute der Spannung

Der Wahlabend im TV: Nervende Moderatoren, penetrante Politiker – und ein paar Highlights
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MÜNCHEN - Der Wahlabend im TV: Nervende Moderatoren, penetrante Politiker – und ein paar Highlights

Pffffft. Kennen Sie das Geräusch, wenn aus einem Luftballon ganz schnell die Luft entweicht? Dieser Moment dauerte am Sonntagabend für die Zuschauer vor den TV-Geräten gerade mal von 17.59 Uhr bis 18.00 Uhr. Dann war alles klar, der Wahlsieg der Tigerenten-Koalition stand fest. Doch der Wahlabend vor der Glotze dauerte noch ein paar quälende Stunden.

Das ist ungefähr so, wie wenn die Lösung eines Kriminalfalles gleich zu Beginn eines Tatorts verraten wird. Doch dort sind wenigstens die Schauspieler besser.

Geschwätzige Moderatoren, selbstgefällige Politiker, jubelndes Parteivolk (egal ob bei Siegern oder Verlierern), nein, das ist nicht die Melange für einen unterhaltsamen Abend.

Am schlimmsten war's bei RTL. Da wurden Interviewpartner wie Renate Künast und Christian Wulff mitten im Gespräch abgewürgt. Da fielen solche Sätze wie „Wie es in ihnen ausschaut, müssen sie mit sich selbst ausmachen.“ Oder: „Die SPD muss sich aus dem tiefen Tal wieder beleben.“ Und dass die Moderatoren wild durcheinander quatschten, sich selbst ins Wort fielen - auch das macht aus einer faden Wahlsendung keinen Krimi.

Doch es gab auch ein paar Highlights: Jörg Schönenborn (ARD) zum Beispiel. Seine bunten Torten- und Säulengrafiken haben für Wahlfans fast Kultstatus: Sie beantworten auf gefällige Art Fragen, die man sich gar nicht gestellt hat.

Aber auch ARD-Frau Carmen Miosga, sonst immer etwas spröde, bestach durch frische Sätze (zu FDP-Mann Brüderle: „Das gibt doch bestimmt eine besonders liebevolle Zusammenarbeit mit der CSU“). Oder auch durch ihre bei TV-Interviews leider selten gewordene Art, bei nichtssagenden Antworten hartnäckig nachzuhaken. Und stets ein Hingucker und -hörer: Bettina Schausten vom ZDF, gerade mit dem Deutschen Fernsehpreis gekürt. Charmant und kompetent, wie sie ist, kann sie fade Politabende retten.

Michael Heinrich

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