Eine geschwinde Nummernrevue
Eigentlich der perfekte Stoff für ein Musical: Ein Mann, ein Teufelspianist, der im Harlem der 20er und 30er Jahren, als es für die schwarzen Arbeiter wenig zu lachen gab, zum König des Swing wird. Mit seinem Stride-Piano Stil treibt er den Ragtime in aberwitzige Improvisationen – und stirbt knapp 40-jährig schließlich nach einem ausschweifenden Leben.
Die Rede ist von Fats Waller. Dieses Lebensgefühl will das nach seinen Songs arrangierte Musical „Ain’t Misbehavin’” aufgreifen – und vertut diese Chance im Prinzregententheater. Drei Damen und zwei Herren singen, tanzen und sinnieren über Liebe und Eifersucht – vor allem aber über die Lebensfreude, die alles am Laufen hält.
Die fünf Sänger, die schon bei US-Produktionen des Musicals auf der Bühne standen, liefern eine geschwind abgefeuerte Nummernrevue: Zum Beispiel der Charmeur Ken (mit viel Hintersinn und Blues in der Stimme: Wayne Pretlow), der nicht ohne Selbstironie Wallers Gestalt besingt („Fat And Greasy"), oder Nell – mit ihrer durchdringenden Stimme und auch optisch die perfekte „Big Mama” – die Mal von der Liebe erzählt, oder auch von ihren schmerzenden Füßen.
So sehr sich die Darsteller stimmlich auspowern, um den Zuschauer vom Hocker zu reißen: Die Vollgas-Nummer geht nicht immer auf, denn Sänger und Band übertönen über weite Strecken den eigentlichen Star des Abend – den Mann am Klavier. Dabei ist Bill McDaniel mit Wallers Swing im Blut das eigentliche Herzstück des Musicals.
Über weite Strecken haftet dem Stück etwas merkwürdig Vorgespieltes an, so als ob die Darsteller der eitlen Lebenslust selbst nicht über den Weg trauen. Dort, wo in all dem heiteren Tohuwabohu ein bisschen Blues aufflackert, ist das Stück am stärksten. Wenn die fünf in „Black And Blue”, einem Spiritual-Chor, ihr Leben hinterfragen, schwappt zum ersten mal echtes Gefühl in den Zuschauerraum – ganz ungekünstelt.
Prinzregententheater, täglich bis 15. Januar (außer 11. 1.), Karten von 28 bis 54 Euro unter Tel. 089 / 93 60 93