Eine frohe Botschaft der Liebe

Nur für Italiener: Roberto Benignis großes Solo „Tutto Dante“ in der Philharmonie
von  Abendzeitung

Nur für Italiener: Roberto Benignis großes Solo „Tutto Dante“ in der Philharmonie

Natürlich ist nicht alles Dante, auch wenn „Tutto Dante“ draufsteht. Denn wenn Roberto Benigni auftritt, füllt er den Raum ganz allein. Und Italiens Weltstar weiß, was sein fast ausschließlich italienisches Publikum in der nur halbvollen Philharmonie von ihm erwartet. Wie ein Schachterlteufel springt er auf die Bühne und sprudelt in rasendem Tempo erstmal eine halbe Stunde Kabarett hervor. Überschwänglich preist er München, zaust italienische Politiker, und es genügt das Reizwort „Berlusconi“ ohne weitere Aussage, damit die Zuschauer toben.

Dies ist ein Abend nur für Muttersprachler. Wer des Italienischen nicht hundertprozentig mächtig ist, wird vom überbordenden unaufhörlichen Wortschwall völlig überrollt und schaltet bald ab. Ganz ohne Showeffekte stürzt sich Benigni dann in „Die „Göttliche Komödie“, spielt auf Dantes Pfaden den modernen Touristenführer durch Hölle, Fegefeuer und Paradies.

Dante als Mission

Er übersetzt die mythologischen Geschichten in heutige Verhältnisse, vergleicht Francesca da Rimini mit Lady Di. Er kommentiert teils witzig und komödiantisch, verkündet immer wieder die frohe Botschaft der Liebe, und irgendwie drängt sich der Eindruck eines naiven, begeisterten Missionars auf.

Benignis Bühnenpräsenz und physische Leistung sind beeindruckend: fast zwei Stunden ohne Pause, ohne einen Schluck Wasser. Am Ende deklamiert er mit gebührendem Pathos Dantes 33. Gesang im Original. Das Publikum bejubelte seinen Nationalhelden frenetisch.

Gabriella Lorenz

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