Eine fatale Dienstreise
Keine Angst vorderben Scherzen: Lars Jessens Roadmovie „Die Schimmelreiter“
7Er sei „Lebensmittelkontrolleur mit Leib und Seele“, macht Fuchs (liebenswert: Peter Jordan) bei der Bewerbung für einen Job dem Chef in Hamburg klar. Fuchs hat, auch wegen einer gescheiterten Liebschaft mit einer Kollegin, genug von seiner Heimat Dithmarschen und sieht sich schon als strengen aber gerechten Hamburger Kiez-König der Imbissbuden und Nachtlokale.
Als Zweckoptimist braucht der Fuchs mit der flotten Tolle wieder eine echte „Competition“. Auch der Chef wittert seine Chance – nämlich Fuchs die Verantwortung für seinen depressiven, versoffenen Bruder Tilmann (herrlich ekelhaft: Axel Prahl) aufzuhalsen. Und so gehen die zwei im himmelblauen Buik auf eine fatale Dienstreise übers platte Land an der Nordseeküste.
Skurrile Besäufnisse
Dort ist auch Autor-Regisseur Lars Jessen („Dorfpunks“) zuhause, und mit seinem Roadmovie „Die Schimmelreiter“, das mit der Theodor-Storm-Novelle nichts, wohl aber mit dem Aufspüren von Schimmel in Kneipen zu tun hat, widmet er Dithmarschen eine Art Heimatfilm von oft recht derbem und zwischendurch überraschend melancholischem Witz. Denn im Laufe der Zeit und nach skurrilen Besäufnissen in Grillstationen, Asia-Lokalen und Fast-Food-Buden kommen sich die so unterschiedlichen und nur in verpatzten Lebensträumen ähnlichen Männer doch näher, als sie es je für möglich gehalten hätten.
In einer Schlüsselszene sucht Fuchs am windumtosten Strand nach dem kranken Tilmann. In diesen Momenten erinnert der Film dann an das ultimative österreichische Vorbild „Indien“ mit Josef Hader und Alfred Dorfer.
ad
Kino: Atelier, R & B: Lars Jessen (D, 92 Min.)
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