Eine Fabrik-Etage als Paradies der Künste
Die Platform3 bietet ab März Weiterbildung und 19 bezahlbare Künstler-Ateliers
Es gibt neue Hoffnung für Münchens Kunstschaffende: In einer ehemaligen Foto-Fabriketage an der Kistlerhofstraße, nahe dem U-Bahnhof Aidenbachstraße, entsteht derzeit auf 2000 Quadratmetern die Platform3 – Räume für Kreative. Am 1. März 2009 sollen hier 19 junge Künstler ihre neu eingerichteten Ateliers beziehen, darunter Jens Kabisch, Wolfgang Stehle, Clea Stracke und Verena Seibt sowie Alexander Timtschenko.
Diese neuen Räume für Kunst gehören zu einem so bemerkenswerten wie komplexen Projekt, getragen vom gemeinnützigen Wohnforum, das „innovative Konzepte für benachteiligte Zielgruppen am Wohnungs- und Arbeitsmarkt“ entwickelt. Zu denen gehören laut Geschäftsführer J.-Peter Pinck eben auch Künstler.
Fürs Kulturprekariat
Die Platform3 ist Bestandteil des „Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms“, und bietet neben den Ateliers Platz für Kulturmanager und Kunstwissenschaftler, die sich oft „in prekären Arbeitsverhältnissen“ bewegten, so Pinck. Darüber hinaus werden langzeitarbeitslose Gebäudemanager integriert. Diese abstruse Mischung verdankt sich der Finanzierung durch das Referat für Arbeit und Wirtschaft.
Die Leitung der Platform3 übernahm Elisabeth Hartung, als Kuratorin und Organisatorin mit ihrem Kunst-Büro in der Szene gut vernetzt. Ab März können hier unter ihrer Ägide vier Kulturmanager ein einjähriges Volontariat absolvieren; sechs Gebäudemanager treten ihren Dienst an – für die 2000 Quadratmeter eher überbesetzt.
Ohne Vernetzung läuft nichts
An der Feinjustierung des Ganzen muss noch gearbeitet werden. Aber es gibt einen großen Plan, wie sich die Platform3 in der kommunalen und internationen Szene positionieren will. Hartung schwebt eine Art Dienstleistung-Agentur im Kulturbereich vor. Wer Gebäude- oder Veranstaltungtechniker braucht, kann sie sich an die Platform3 wenden. Die Volontäre sollen Workshops absolvieren, aber in erster Linie Ausstellungen und Veranstaltungen der Platform3 sowie eigene Ideen realisieren – unter Einbeziehung der benachbarten Künstler. Synergien durch „Vernetzung“ lautet auch hier das Schlagwort.
Für Künstler bietet die einstige Fabriketage jedenfalls geradezu luxuriöse Bedingungen: Helle, bezahlbare Ateliers in der Größe zwischen knapp 29, 59 oder 78 Quadratmetern. Die Warmmiete liegt bei 8,11 Euro pro Quadratmeter, das ist moderat, wenn man bedenkt, dass in den vom Kulturreferat geförderten Ateliers die Kaltmiete derzeit zwischen 6 und 6,70 Euro liegt. Und wenn mal eine übergroße Plastik bewegt werden muss, hilft einer der Dienstleister. Darum sind auch nur noch vier Ateliers frei. Das für Atelierförderung zuständige Kulturreferat ist allerdings an der Platform3 nur am Rande beteiligt: Es mietet einen Raum an, der temporär internationalen Gastkünstlern zur Verfügung steht.
Bei der Finanzierung besteht noch Handlungsbedarf. Zwar stehen die Anmietung der Räume, Sach- und Personalkosten bis 2012 fest. Doch über rund 160000 Euro Programmmittel ab 2009 muss noch verhandelt, private Förderer gefunden werden.
Roberta De Righi
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