Eine einmalige Atmosphäre

Heute startet mit „Bühnensport” das neue Kabarettformat des Bayerischen Fernsehens
von  jwe

Der 41-jährige Musikkabarettist, Moderator und Schauspieler Hannes Ringlstetter begrüßt im Vereinsheim seine Kollegen – in der ersten Folge die Kabarettisten Matthias Egersdörfer und Moses Wolff sowie Liedermacher Mathias Kellner.

AZ: Was erwartet die Zuschauer in „Bühnensport”?

HANNES RINGLSTETTER: Es ist eine Mischung aus allen Formen der Kleinkunst – hoffentlich locker von mir präsentiert. Kein enges Format. Keine Zwänge. Kein Netz und doppelter Boden. Es ist eben nicht nur Kabarett und eben auch keine Comedy-Mix-Show. Es ist in einer Kneipenatmosphäre eingefangene, unaufgeregte Kleinkunst.

Woher kommt der schweißtreibende Name?

Das war die Idee vom Till Hofmann, dem Macher des Vereinsheims. Wir wollten klarstellen, dass es kein Sport ist, sondern eine Rock'n'Roll-Kultursendung ist – aber dennoch mit sportlichem Charakter.

Warum kommt die Sendung aus Schwabing?

Die Mutter der TV-Show ist ja das wöchentliche Bühnenspektakel „Blickpunkt Spot”, das seit über fünf Jahren im Vereinsheim jeden Montag stattfindet und von mir, Sven Kemmler, Moses Wolff oder Julia Miller moderiert wird. Dort hat sich diese einmalige Atmosphäre entwickelt. Davon wegzugehen, inhaltlich wie örtlich, wäre schön blöd gewesen.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit dem BR ergeben?

Solche Geschichten dauern ja meistens ewig, bis sie werden und haben meist ihre mühsame Vorgeschichte. Auch wenn sowohl Till Hofmann als auch ich schon jahrelang vergeblich immer versucht haben, den „Blickpunkt Spot” ins Fernsehen zu kriegen, ging alles dann doch plötzlich sehr schnell. Ein paar BR-Entscheider, allen voran die neue Unterhaltungschefin Annette Siebenbürger, wollten etwas verändern im Programm. Und dann saßen sie paar Montage in der Live-Show, und dann saßen wir ein paar Abende beim Wein, und dann war eigentlich alles klar. Vor allem: dass die Show ihren unkonventionellen Charakter behalten soll. Das ist meiner Erfahrung nach wirklich neu für den BR.

Ist es für Sie ein Meilenstein Ihrer Karriere?

Für mich persönlich geht es da in erster Linie darum, dass es endlich ein Format gibt im Fernsehen, wo neue Gesichter und verschiedene Kunstformen ihren Platz haben. Es geht in der Show doch um eine Idee der Gemeinsamkeit von Künstlern. Mich da jetzt karrieremäßig zu verwirklichen, ist das Letzte, was mich interessiert an dem Ding. Ich hab meine Karriere ohne so eine TV-Show in Bayern vorantreiben müssen, und ich würde mich Freude, wenn es ein paar junge Kollegen ein bissel leichter hätten, sich einem größeren Publikum zu präsentieren.

Warum sind Sie eigentlich Kabarettist geworden?

Meine Motivation ist einfach wie schwierig zugleich: Mach den Menschen eine gute Zeit, dann machen sie anderen eine bessere Zeit. Man denkt leichter über etwas nach, wenn man das Gefühl hat, man darf als Publikum selbst entscheiden, wann, was und wie lange. Und ich fühl mich eigentlich auf einer Bühne am sichersten. Also, was bleibt mir über?

Inwieweit schließt sich mit „Bühnensport” ein Kreis, etwa im Hinblick auf eigene TV-Vorbilder?

Ich bin halt ein Freund von unangepassten TV-Formaten: „Dittsche”, „Inas Nacht”, „Harald Schmidt” immer noch. Da jetzt ein bissel mitgestalten zu dürfen, dass das Fernsehen ein bissel unkonventioneller wird, macht mir schon Spaß. Irgendwie denke ich auch oft an Gottschalk/Jauch bei Bayern 3 in den 80ern, das hat mich wohl als Talker extrem geprägt: Keine Moderationskarten, auch mal spontan, und vor allem so sein, wie man halt ist. Wenn das die Leute dann mögen, umso besser. Wenn nicht, kann man's nicht ändern.


BR, heute, 23.30 Uhr. „Meine Verehrung”, die neue CD von Hannes Ringlstetter, bei Kunstmann Hörkunst

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