Eine eingeschlafene Liebe

Eleonore Weisgerber und Peter Bongartz spielen »Kleine Eheverbrechen« von Eric-Emmanuel Schmitt, doch Filmregisseur Krzysztof Zanussi inszeniert nur konventionelle Gediegenheit.
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Eleonore Weisgerber und Peter Bongartz spielen »Kleine Eheverbrechen« von Eric-Emmanuel Schmitt, doch Filmregisseur Krzysztof Zanussi inszeniert nur konventionelle Gediegenheit.

Zwei erfahrene Schauspieler, ein literarisch anerkannter Autor, ein renommierter Regisseur – das hätte ein Glücksfall fürs Boulevardtheater werden können. In der Komödie im Bayerischen Hof spielen Eleonore Weisgerber und Peter Bongartz „Kleine Eheverbrechen“ von Eric-Emmanuel Schmitt, doch der polnische Filmregisseur Krzysztof Zanussi inszenierte nur konventionelle Gediegenheit.

Lisa bringt ihren Mann, den Schriftsteller Gilles, aus der Klinik nach Hause. Gilles hat nach einem häuslichen Treppensturz das Gedächtnis verloren – er muss glauben, was ihm seine Frau, die er nicht mehr kennt, über ihre langjährige Ehe erzählt. Doch plötzlich blitzt ein Erinnerungszipfel auf. Ging ihre Hochzeitsreise nicht nach Portofino?

Nach und nach kehrt Gilles’ Gedächtnis zurück, und da relativiert sich schon manches von Lisas Schilderungen. Nur der entscheidende Tag des Unfalls bleibt im Dunkeln.

Eric-Emmanuel Schmitt („Monsieur Ibrahim und die Blumen der Koran“) ist einer der meistgepielten französischen Autoren und promovierter Philosoph. Letzteres merkt man: In „Kleine Eheverbrechen“ (2003) münden Gilles’ und Lisas Betrachtungen von Ehe und Liebe zunehmend in lange, wohlformulierte Monologe voll des gegenseitigen Verzeihens, die kein altgedientes Ehepaar so wechseln würde. Ebenso unglaubwürdig gepflegt hat Zanussi sie im schwarzen Bibliothekssalon (Ausstattung: Ewa Starowieyska) inszeniert. Selbst bei existenziellen Aufdeckungen – Gilles weiß längst von Lisas Akoholismus und hat ihren Whisky entdeckt – verlassen Eleonore Weisgerber und Peter Bongartz nie den höflichen Konversationston. Kein Wunder, dass ihre Ehe eingeschlafen ist. Hier etwas Sentimentalität, da ein bisschen Trotz und Sarkasmus – aber dass die beiden sich mal fetzen würden wie Albees Martha und George, ist undenkbar. Dabei wären mehr Schärfe und Aggression im Wechsel mit Komödiantik sehr gut vorstellbar, schließlich geht es wirklich um kleine Eheverbrechen. So bleibt die eigentlich spannende Enthüllungsstory doch ein recht fades Aufsagetheater. Gabriella Lorenz

Komödie im Bayerischen Hof,

bis 8. März, 20 Uhr, Tel.29161633

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