Eine Ehe mit Käpt’n Blaubär

Wolfgang Völz spricht seit 20 Jahren den alten Seebären. Ans Aufhören denkt der 78-Jährige nicht. Zum Jubiläum gibt's ein Käpt'n-Blaubär-Musical
von  Abendzeitung

Wolfgang Völz spricht seit 20 Jahren den alten Seebären. Ans Aufhören denkt der 78-Jährige nicht. Zum Jubiläum gibt's ein Käpt'n-Blaubär-Musical

Seit 20 Jahren erzählt Käpt’n Blaubär seinen drei Enkeln reichlich Seemannsgarn. Zum Jubiläum hat Erfinder Walter Moers dem zottligen Opa nun sogar ein Musical geschrieben. Und natürlich singt und spricht in „Die 3 Bärchen und der Blöde Wolf“ wieder Wolfgang Völz.

AZ: Herr Völz, im Musical verwandelt sich Käpt’n Blaubär in eine Fee. Hat sich der alte Seebär da nicht gewehrt?

WOLFGANG VÖLZ: Nicht sehr, denn die Geschichte fand er doch sehr hübsch. Mehr sage ich aber nicht, sonst ist die Pointe weg.

Sie sind jetzt seit 20 Jahren mit dem Käpt’n verbandelt. . .

Verheiratet!

Ist es schon so weit?

Klar, wenn man 20 Jahre mit jemanden zusammen ist. Ich hab’ ihn immer sehr gern gemacht und mache ihn auch weiterhin – wenn der liebe Gott mich nicht abberuft, schließlich bin ich ja fast 80.

Sind Sie sich in Ihrer Ehe auch ähnlicher geworden?

Da gibt’s schon Gemeinsamkeiten: Auch ich bin dick, verlogen, versoffen und vorlaut. Im Ernst, eigentlich wollte ich den Käpt’n Blaubär gar nicht machen. Ich hab’ mit Hamburg ja nicht viel am Hut und fand, jemand vom Ohnsorg-Theater wäre besser. Aber Walter Moers wollte unbedingt mich. Also haben wir eine eigene Sprache erfunden.

Sie haben auch vielen bekannten Schauspielern Ihre Stimme geliehen.

Es ist eine Gnade, erstklassige Leute wie Peter Ustinov, Walter Matthau und Mel Brooks sprechen zu dürfen. Allerdings kommt man niemals an das Original ran. Auch ich bin ein paar Mal synchronisiert worden. Hinterher habe ich immer geweint.

Ist nur ein guter Schauspieler ein guter Synchronsprecher?

Nein, es gibt sehr gute Schauspieler, die können gar nicht synchronisieren. Und es gibt ganz schlechte Schauspieler, die wirklich begnadete Synchronsprecher sind. Namen nenn’ ich jetzt aber nicht!

Was ist beim Synchronisieren so schwierig?

Es ist gar nicht schwierig, wenn man Musikalität hat. Und man muss fix und auf Zack sein. Heute ist ja alles so furchtbar fix und dadurch nicht immer gut. Früher ging’s etwas langsamer.

Was liegt Ihnen eigentlich mehr: Die Schauspielerei oder das Synchronisieren?

Am meisten liegt mir die Gage, die’s dafür gibt. Beides macht mir keine Schwierigkeiten, deshalb kann ich immer fröhlich an die Arbeit gehen.

Die Ehe mit Ihrer Frau Roswitha toppt aber die 20 Jahre mit Käpt’n Blaubär . .

Es sind jetzt 54 Jahre.

Wie schafft man das?

Indem man dem anderen zuhört und auch mal einsteckt. Außerdem bildet sich ein solches Vertrauen, dass man gar nicht mehr auf einander verzichten kann.

Sie selbst haben Im Niedersächsischen Wahlkampf die Linken unterstützt. Was halten Sie von Peter Sodanns Kandidatur für das Bundespräsidentenamt?

Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe ihn sehr gerne, immer gerne mit ihm gearbeitet und auch gequatscht. Ich glaube noch nicht einmal, dass es Geltungsbedürftigkeit ist. Er will der Linken mit seiner Popularität helfen. Ob das eine gute Entscheidung ist, muss er selbst beantworten.

Welche Pläne haben Sie?

Ich gehe wieder gemeinsam mit dem Brandenburgischen Staatsorchester mit „Hänsel und Gretel“ auf Tournee. Und ich lese auf vielen Weihnachtsmärkten wieder Kindern Märchen vor.

Was reizt Sie an der Arbeit mit und für Kinder?

Kinder sind das beste und kritischste Publikum. Bei Kinder merkt man sofort, wenn sie gelangweilt sind. Bei Erwachsenen merkt man das nicht. Es ruft ja kaum einer im Theater: „Dat is langweilig.“ Obwohl man es vielleicht öfter einmal tun sollte.

Angelika Kahl

„Drei Bärchen und der Blöde Wolf“, Sonntag um 10.03 Uhr im Ersten

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