Eine Bibliothek voller Stilettos
Die ehemalige „Bunte“-Chefin Beate Wedekind schreibt über Frauke Ludowig, die seit 15 Jahren „Exclusiv“ die Oberfläche der Stars poliert
Von Beate Wedekind
Jeden Tag steht ihr Vater hinter der Theke seiner Fleischerei in Wunstorf, einer kleinen Stadt am Steinhuder Meer. Er ist Anfang 70 und seit mehr als einem halben Jahrhundert im Geschäft. Kürzer treten? Warum? Herr Ludowig liebt seinen Beruf. Er liebt alles daran: seine Kunden, sein Sortiment – FF, feinste Fleischwaren. Er liebt auch den täglichen Kassensturz. Natürlich geht ihm seine Familie über alles, aber das Geschäft eben auch...
Frauke Ludowig, seine Tochter, ist durch und durch aus seinem Holze geschnitzt, fleißig, begeistert, grundsolide in ihrem Handwerk, das sie aus dem Effeff beherrscht. Ihre Ware sind die Geschichten aus der Welt der Prominenten, ihre Kunden sind die Fernsehzuschauer, ihr Geschäft ist „Exclusiv“, das tägliche Star-Magazin auf RTL. Wenn sie ihren täglichen Kassensturz macht, dann geht es um Millionen – im Durchschnitt 2,3 Millionen Zuschauer konsumieren, was Frauke Ludowig täglich anrichtet.
Die Banklehre hat ihr nicht geschadet
Dass sie nicht seine Nachfolge antreten wollte, hat Herr Ludowig längst verschmerzt, und dass sie auf seinen Wunsch erst Mal was anständiges wurde – Frauke Ludowig lernte Bankkaufmann bevor sie bei einem Hannoveraner Radiosender volontierte – hat ihr auch nicht geschadet.
Genau 15 Jahre ist es her, dass Frauke Ludowig, heute 45 und eine der bekanntesten Journalisten Deutschlands, im Mai 1994 zum ersten Mal mit „Exclusiv – das Star-Magazin von RTL“ auf Sendung ging. „Der erste Star, über den ich berichtete, war Peter Steiner vom Theaterstadl, damals der Größte beim Sender“, erinnert sie sich amüsiert.
Sie saß an einer Art Schreibtisch und trug ihre brünetten Haare dauergewellt. „Von wegen, das war Natur“, sagt sie und wirft ihre blonde, glatte Mähne in den Nacken. Heute tänzelt die 45-Jährige virtuos durchs Studio, auf hochhackigen Stilettos, ihrem Markenzeichen, von denen Dutzende in einer Art Bücherregal in ihrem Büro stehen. Gleich nebenan ist ihre Kleiderkammer, gut bestückt wie eine exklusive Boutique.
Frauke Ludowig ist, auch wenn sie das kokett ablehnt, selbst ein Star, hat Glamour (und darüber gerade ein Buch „Glamour ist kein Geheimnis“ veröffentlicht), und rangiert regelmäßig auf den vordersten Plätzen der Best-dressed-Listen der Society-Magazine. Sie engagiert sich für Kinderprojekte, moderiert Wohltätigkeitsveranstaltungen, ist gern gesehener Gast auf den Parties der Republik.
150 Einladungen pro Woche
Vor allem aber ist sie die einzige Frau im deutschen Fernsehen, die seit 15 Jahren täglich sendet, bis auf wenige Ausnahmen stets selbst vor der Kamera, und als Redaktionsleiterin immer für alles verantwortlich. Nicht nur das, auch das Sendekonzept hat sie erfunden. „Es gibt doch gar nicht genug Stars“, unkte damals die Branche und war vom Misserfolg des ersten deutschen Boulevard-Magazins überzeugt.
Frauke Ludowig hat mit „Exclusiv“ konsequent dem Starkult im deutschen Fernsehen den Weg bereitet. Niemanden, den sie nicht selbst interviewt hat. Oft bestreitet sie Sondersendungen mit den Großen des Metiers, sie berichtet von einer royalen Hochzeit wie der von Felipe und Letizia von Spanien oder der Oscar-Verleihung. Gleich zwei solcher „Exclusiv“-Sendungen bereitet sie gerade vor: Am 7. Juni wird sie von den Vorbereitungen und am 14. Juni von der Hochzeit von Boris Becker mit Lilly Kerssenberg jeweils 60 Minuten lang berichten.
Macht ihr das nach all den Jahren eigentlich immer noch Spaß, diese Jagd nach den Stories der Schönen und Reichen: „Aber ja, ich liebe meinen Job“, zieht sie Resümee, ungeschminkt hinter ihrem Schreibtisch sitzend, auf dem sich die Einladungen stapeln, rund 150 bekommt sie in der Woche. Durch eine Glaswand sieht sie in das Großraumbüro, in dem ihr 15 Redakteurinnen und Redakteure, auch sie die besten und ehrgeizigsten ihrer Branche, zuarbeiten.
Bevor der Redaktionsalltag losgeht, hat sie schon ein halbes Tagewerk hinter sich, hat mit ihrem Mann, dem Werber Kai Roeffen, gefrühstückt und den Tag besprochen, hat die beiden kleinen Töchter in Schule und Kindergarten, und Kleider in die Reinigung gebracht.
„Natürlich ist das nicht einfach“, sagt sie. „Job und Familie unter einen Hut zu bringen. Gott sei Dank zieht mein Mann mit. Und ja, es ist anstrengend.“ Frauen, die anderes behaupten, meint sie, die machten sich etwas vor. Sie könnte doch auch kürzer treten. „Warum sollte ich?“, und berichtet wieder von ihrem Vater, ihrem Vorbild. Durch die doppelte Aufgabe habe sie viel gelernt, auch über sich selbst.
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