Ein verflixt und zugenähtes Chaos
MÜNCHEN - Georges Feydeaus „Der Damenschneider“, ein angenehm angestaubter Männertraum: Der wirbelnde Nikolaus Paryla in der Komödie im Bayerischen Hof.
Ein Meister der Improvisasation mit nachvollziehbar geiler Gier nach Neuem ist dieser Moulineaux. Und doch einer aus ganz alten Tagen, denn welche Ehefrau von heute würde angesichts einer Ausrede wie „Ich war die ganze Nacht bei einem Patienten“ nicht mit einem lächelnden „Und tschüss“ reagieren?
Ein angenehm angestaubter Männertraum ist Georges Feydeaus „Der Damenschneider“ auch in der Inszenierung von Nikolaus Paryla. In der Komödie im Bayerischen Hof lebt das Paris der Belle Epoque auf, das Akkordeon macht Dampf, während die im Boulevard-Realismus erstarrte Bühne das Auge mit auf Zeitreise nimmt.
Den Wirbel macht Paryla als Moulineaux selbst, und man folgt ihm gerne in jede Nuance, wie er sich aus peinlichen Situationen stottert und um die eigene Achse dreht, charmant und komödiantisch fein, bis man hofft, dass dieser Arzt, der seine Gattin (Undine Brixner) mit einer Patientin betrügt, im Lügenchaos davonkommt. Parylas Bruder Stephan und Rudolf Otahal als gehörnte, gleichsam betrügende Ehemänner lassen das Feydeausche Farcen-Räderwerk ebenfalls munter durchrattern, Hilde Vadura verströmt den süßen Horror der Schwiegermutter.
Die Damen bleiben leider nur schönes Beiwerk, wobei im Spiel von Verbergen und Enthüllen auch die Moderne kurz durchbricht, wenn Moulineaux als Damenschneider das Kostüm einer Kundin (Susanne Muhr) tänzerisch bearbeitet, bis er die bauchfreie Mode erfunden hat. Eine Nabelschau, eine vergnügliche.
Michael Stadler
Komödie im Bayerischen Hof, bis 26. April, 20 Uhr, 24. und 30.3., 18 Uhr, Tel. 29 16 16 33.
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