Ein Sterbender als Kunstobjekt
Grenzüberschreitung zwischen Leben und Tod: Gregor Schneider will einen Sterbenden oder einen Toten ausstellen - und reiht sich mit dieser Idee in eine ganze Reihe künstlerischer Tabubrüche ein.
Sterbenslangweilig ist diese Idee auf jeden Fall nicht: Der 39-jährige Künstler Gregor Schneider sorgt mit seinem Vorhaben, einen auf natürliche Weise Sterbenden oder gerade Gestorbenen in einem von ihm gestalteten Raum zu präsentieren, für hitzige Diskussionen. Der Träger des Goldenen Löwen der Biennale Venedig 2001 will damit „die Schönheit des Todes“ zeigen“. Gleichzeitig soll der Raum ein „humaner Ort für den Tod“ sein, wo „Menschen in Ruhe sterben“ könnten. Bei seinem Projekt soll der Sterbende vorher alles bestimmen. Einen Menschen, der öffentlich sterben will, hat Schneider angeblich schon gefunden.
Mehrere Politiker hatten ihm bereits in den vergangenen Tagen einen „Missbrauch künstlerischer Freiheit“ sowie von einer geschmacklosen Aktion gesprochen. Kopfschütteln hatten die Pläne auch bei der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ausgelöst.
Schneiders Kunst-Räume erregen oft Aufsehen. Viel diskutiert wurde seine Kubus-Installation vor der Hamburger Kunsthalle im Frühjahr 2007, die an die muslimische Kaaba in Mekka erinnerte. Im Untergeschoss der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zeigte Schneider im vergangenen Jahr gleichzeitig die beklemmende labyrinthische Raum-Installation „Weiße Folter“ mit Dunkelraum und Kältezelle. Internet-Fotos aus dem Gefangenenlager Guantánamo hatten Schneider dazu angeregt. International bekanntgeworden ist er vor allem durch die Gestaltung des deutschen Pavillons bei der Kunstbiennale von Venedig 2001. Schneider hatte dort ganze Räume aus seinem Mönchengladbacher „Haus ur“ wiederaufgebaut.
Jetzt reiht er sich in eine lange Reihe von Tabubrüchen zeitgenössischer Kunst ein und wirft die Frage auf, was morbide, schön, sinnvoll oder geschmacklos ist.